Der 49. Film von Woody Allen kommt mit Verzögerung in die Kinos. In einigen europäischen Ländern hat der 2018 fertiggestellte «A Rainy Day In New York» einen Vertrieb gefunden, im Unterschied zu den USA. Was war geschehen? Im Zuge der #MeToo-Bewegung geriet Regisseur Allen erneut in den Fokus. Geschehnisse aus dem Jahr 1992 brachen wieder auf. Damals wurde Allen verdächtigt und angeklagt (juristisch ohne Folgen allerdings), seine siebenjährige Adoptivtochter Dylan sexuell missbraucht zu haben. Ronan Farrow, der angebliche Sohn aus Allens Beziehung zur Schauspielerin Mia Farrow, stützte Jahrzehnte danach öffentlich die Anschuldigungen aus dem Jahre 1992. Er war es auch, der als Journalist massgeblich die Weinstein-Affäre ans Licht brachte. Spät äusserte sich auch seine Schwester Dylan erstmals öffentlich über den damaligen Missbrauchs-Fall.
Ein typischer Woody-Allen-Film
Die neuerlich publik gewordenen Umstände zu Ungunsten von Woody Allen (83) veranlassten die Amazon Studios, die vertraglich vereinbarte Veröffentlichung von «A Rainy Day In New York» und weitere Filmfinanzierungen zu annullieren. Allen hat geklagt und gewonnen. Ihm wurden 68 Millionen Dollar zugesprochen. Einige der prominenten Schauspielerinnen und Schauspieler im neuen Film haben sich mit Blick auf #MeToo von Woody Allen distanziert und ihre gesamte Gage an wohltätige Institutionen gespendet.
Und jetzt der Film an sich: Kann man ein Werk noch unabhängig vom Treiben rund um den Autor würdigen, soll man Regisseur und Film trennen? Man muss es selber entscheiden.
«A Rainy Day In New York» ist ein typischer Woody-Allen-Film. Einer, der seiner Zeit etwas hinterherhinkt mit seinem romantisierenden Bild des Stadtteils Manhattan. Das junge Liebespaar Ashleigh (Elle Fanning) und Gatsby (Timothée Chalamet) reist vom College ausserhalb New Yorks in die Stadt für ein gemeinsames Weekend. Beide sind Sprösslinge besserverdienender Eltern. Sie kommt vom Land, aus Arizona, er aus Manhattan selber.
Mit Irrungen und Wirrungen
Ashleigh, die Naive, erhält Gelegenheit, den verehrten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) zu interviewen. Der findet in einer depresssiven Phase seinen jüngsten Film missraten und will überhaupt den Bettel hinschmeissen. Ashleigh begegnet dem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law) und dem Filmstar Francisco Vega, einem untreuen Latin Lover (Diego Luna).
Gatsby, der alte Filme und Vinyl liebt, gewinnt öfter mal beim Poker, spielt da und dort auf einem Flügel Weisen von einst. Er versucht, seiner Familie auszuweichen und die jährliche Dinner-Party seiner Mutter zu meiden, die ihm eine Lebenslüge beichtet. Und er trifft mit Shannon (Selena Gomez) auf die etwas schnippische Schwester einer früheren Freundin.
Gibt es ein Happy End für alle in dieser romantischen Komödie der Irrungen, die etwas mehr vom Können des früheren Woody Allen gut vertragen hätte?
A Rainy Day In New York
Regie: Woody Allen
Ab Do, 5.12., im Kino