Kinderbuch-Bestseller: Doppelte Zeitreise
Globis 97. Abenteuer führt erneut in den Nationalpark. Der dichtende Fantasievogel vermag den Leser auch 55 Jahre später nicht recht zu begeistern.
Inhalt
Kulturtipp 17/2023
Letzte Aktualisierung:
07.08.2023
Frank von Niederhäusern
Es war ein Geschenk der Grossmutter, und deshalb gab sich Klein Frank alle Mühe, sich an seinem ersten Globi-Buch zu freuen. Doch es fiel ihm schwer, denn dieses komische Viech war nur schwer einzuordnen und deshalb ein bisschen unheimlich. Zudem waren die Bilder wohl lustig, die gereimten Texte aber öde. Gut 55 Jahre später lese ich mein zweites GlobiBuch und mache eine doppelte Zeitreise. Ertappe ich mich zwei-, dreimal beim kindlichen Lachen, bereiten mir die Texte noch imme...
Es war ein Geschenk der Grossmutter, und deshalb gab sich Klein Frank alle Mühe, sich an seinem ersten Globi-Buch zu freuen. Doch es fiel ihm schwer, denn dieses komische Viech war nur schwer einzuordnen und deshalb ein bisschen unheimlich. Zudem waren die Bilder wohl lustig, die gereimten Texte aber öde. Gut 55 Jahre später lese ich mein zweites GlobiBuch und mache eine doppelte Zeitreise. Ertappe ich mich zwei-, dreimal beim kindlichen Lachen, bereiten mir die Texte noch immer Mühe.
Diese emotionale Rückkehr wäre gar nicht schlimm, würde Globi im Gegenzug nicht zwanghaft in die Gegenwart geschubst. Gleich zum Auftakt wird der Leser aufgefordert, sich ins Bild zu «zoomen». Als sich Globi im Nationalpark verläuft, ist sein Handyakku leer. Spätestens wenn eine Biene den «coolen» Wicht um des Reimes willen «killen» will, hat die Toleranz ein Ende.
Die Schere zwischen altertümlich wirkenden Versen und verstaubtem «Teeniesprech» ist eher peinlich. Inhaltlich ist Globi ganz der Alte: eine einstmals als keck empfundene Mischung aus frechem Schlingel und Moralapostel – eine Spätwirkung seiner ursprünglichen Rolle als Werbefigur des Warenhauses Globus. Nun verstösst er bei seinen Wanderungen durch den Nationalpark gegen mehrere Regeln, um diese dann als Wanderführer anderen Besuchern mit Zeigefinger in Erinnerung zu rufen.
Der 1935 erfundene Globi war vor knapp 30 Jahren schon einmal im Nationalpark. Dass sich seit damals einiges verändert hat, wird nur im Vorwort erwähnt. Die Präsidentin der Nationalparkkommission schreibt sogar vom Klimawandel. Man fragt sich, wer heute noch Globi-Bücher kauft. Noch immer Grossmütter, die sie ihren Enkeln schenken?
Samuel Glättli (Illustration), Jürg Lendenmann
Globis neue Abenteuer im Nationalpark
100 S. (Globi 2023)