Keltische Musik I Dudelsack in Brasilien
Was hat Galizien musikalisch mit Brasilien zu tun? Der keltische Weltmusiker Carlos Núñez gibt mit seinem aktuellen Album eine Antwort.
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Kulturtipp 02/2011
Pirmin Bossart
Mit über zwei Millionen verkaufter Tonträger, mit grossen Tourneen und zahlreichen Auszeichnungen hat sich der Galizier Carlos Núñez in der keltischen Musikszene einen respektablen Namen geschaffen. Er spielt die Gaita, also den galizischen Dudelsack, die britische Tin-Whistle-Flöte und die Blockflöte. Seine Konzerte sind Shows, in denen er, begleitet von seiner Band, mit seinen Pfeifen und Flöten auf der Bühne herumtanzt.
Auf seinem aktu...
Mit über zwei Millionen verkaufter Tonträger, mit grossen Tourneen und zahlreichen Auszeichnungen hat sich der Galizier Carlos Núñez in der keltischen Musikszene einen respektablen Namen geschaffen. Er spielt die Gaita, also den galizischen Dudelsack, die britische Tin-Whistle-Flöte und die Blockflöte. Seine Konzerte sind Shows, in denen er, begleitet von seiner Band, mit seinen Pfeifen und Flöten auf der Bühne herumtanzt.
Auf seinem aktuellen Album «Alborada do Brasil» verblüfft der Dudelsackspieler mit einer musikalischen Synthese, die auf Anhieb recht seltsam erscheint: Carlos Núñez verschmilzt die keltischen Klänge mit Rhythmen und Klängen aus der brasilianischen Musik. Puristen werden stöhnen, Weltmusikfans begeistert darüber hinweg- hören. Immerhin: Carlos Núñez bringt die beiden Welten subtil zusammen. Schon auf den ersten beiden Alben Ende der 1990er-Jahre hatte er seine keltischen Stücke mit mittelalterlichen, argentinischen und kubanischen Einflüssen erweitert. Regelmässig lud er bekannte Musiker aus Folk, Rock und Pop für seine Projekte ein, etwa Jackson Browne, Sinead O’Connor oder Ry Cooder. Mehrere Alben sind mit der irischen Gruppe The Chieftains entstanden.
Auf Spurensuche
Dass jetzt Brasilien an der Reihe ist, hat eine gewisse Folgerichtigkeit. Ausgangspunkt war eine Forschungsreise auf den Spuren seines Urgrossvaters, der Musiker war und 1904 nach Brasilien auswanderte. Núñez entdeckte, wie sich schon viel früher galizische Musiker in Brasilien durchschlugen und sich das keltische Erbe vor allem im Süden und im Nordosten des Landes mit den einheimischen Rhythmen und Harmonien vermischt hatte.
Auf seinen Brasilien-Reisen sah Núñez in einer Kirche die geschnitzte Skulptur eines Gaita spielenden Indios. Er fand auch einen mittelalterlichen Stich, auf dem ein Dudelsackspieler zusammen mit Indios abgebildet ist. So ist die verblüffende Fusion von keltischer und brasilianischer Musik sozusagen auch historisch verbürgt. Vielleicht sind als Nächstes das Entlebuch oder die Molukken dran?
[CD]
Carlos Núñez
Alborada do Brasil
(Columbia 2010).
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