Kaum betritt Katrin Steffen das Foyer des Kunstmuseums Solothurn, wird sie von einem Mitarbeiter abgefangen. Das gehört wohl zum Alltag einer Museumsdirektorin, schliesslich läuft hier gerade einiges. In den Ausstellungssälen im Parterre wird gewerkelt, überall stehen Kisten, Leitern und Palettrollis. In Kürze wird hier die erste Ausstellung des Jahres eröffnet: eine Werkschau des Theater-Labels Rimini Protokoll.
Als es Katrin Steffen durch das Gewusel geschafft hat, geht es sogleich um die neue Schau. «So ein spannendes Projekt mussten wir einfach ausprobieren », sagt sie und erklärt mit sichtlicher Begeisterung die Details. Die multimediale Ausstellung zeigt frühere Arbeiten von Rimini Protokoll. Ergänzt wird sie durch das Projekt «100% Solothurn ». Dafür macht das Kollektiv statistische Daten der Stadt anhand von 100 Solothurnern greifbar.
Für die Solothurnerin eine Art Heimkehr
Bevor Steffen weiter ausführt, geht es aber ins Untergeschoss, vorbei an einer Werkstatt und einem alten Schwarz-Weiss-Foto von Jean Tinguely auf einem Velo. Am Bistrotisch in ihrem Büro unterhält es sich ruhiger. «Wir möchten im Leben dieser Stadt eine Rolle spielen», sagt Steffen. «Grenzgänge zwischen Theater, Kunst, Gesellschaft und Forschung wie jene von Rimini Protokoll machen es uns einfacher, die Tür für ein möglichst breites Publikum zu öffnen.»
Dass ihr Haus ein Ort für Begegnungen und Diskussionen bleibt, sieht Steffen als eine ihrer Hauptaufgaben. Die Kunsthistorikerin und Theaterwissenschafterin übernahm die Leitung des Kunstmuseums Solothurn vor gut einem Jahr. Eine Art Heimkehr.
Die Solothurnerin war lange weg gewesen, hatte etwa die Daros Lateinamerica Collection in Zürich mitbetreut und Ausstellungen unter anderem in Südamerika kuratiert. Es sei ein schöner Zufall, dass sie nun in dem Museum arbeiten dürfe, in dem sie als Kind ihre ers- ten Ausstellungen besuchte. «Es macht mir Freude, das Museum und auch Solothurn wieder neu kennenlernen zu können.»
«Wir sind ein Speicher von Geschichten»
Durch die Bürodecke rumpelt es dumpf: die Aufbauarbeiten im Erdgeschoss. Das Gespräch dreht sich derweil weiter um Vermittlung, die Rolle der Museen und schliesslich um die Sammlung des Hauses. Diese müsse man stets mit einem frischen Blick betrachten, meint Steffen. Auch deshalb wolle sie immer wieder Gastkuratorinnen und -kuratoren im Haus haben. «Schliesslich sind wir auch ein Speicher von Geschichten, aus denen wir immer wieder neue Parallelen zu unserem heutigen Leben ziehen können.»
Fast die ganze Zeit über hat Katrin Steffen die Pronomen «wir» und «uns» verwendet. Darauf angesprochen, folgt die Antwort der Museumsdirektorin ohne Zögern: «Das ist für mich eine Frage der Haltung – wir schaffen das hier nur als Team.» Wenig später rumpelt es von oben noch einmal.
Katrin Steffens Kulturtipps
App: Rimini Protokoll: The Walks
«‹The Walks› von Rimini Protokoll ist eine Sammlung von Kurzhörspielen, die zur Neuentdeckung der eigenen Umgebung einladen.»
www.rimini-protokoll.de
Ausstellung: Janet Cardiff & George Bures Miller: Dream Machines
«Ich freue mich sehr auf die Ausstellung dieses kanadischen Künstlerpaars, die alle Sinne ansprechen wird.»
Ab Mi, 7.6., Museum Tinguely Basel
Garten: Piet Oudolf Garten
«Gärten in jeglicher Grösse, Form und Ausgestaltung faszinieren mich seit jeher. Sie erzählen viele Geschichten und reflektieren die Beziehungen der Menschen zur Natur. Der Oudolf Garten ist ein absolut sehenswertes Beispiel.»
Vitra Campus, Weil am Rhein (D)