Krebs am Ohr, Krebs quillt überall raus, er quillt aus dem Ohr raus, der sticht aus dem Ohr raus, das Ohr war einst ein schönes Ohr, das Ohr war einst ein kostbares, die Gefasstheit im Ohrgesicht des Krebses, dass der Krebs wuchert und wo bleibt eigentlich die Tumorblutung, die dann ein Ausbluten zulässt, das in einen Tod mündet, wieso man nicht das Schwerwiegende versteht und versteht man es, wird man ganz ruhig, da stillt man sich ein, da verstummt man sich, bis da nichts mehr zu hören ist – ausser ganz angestrengt und aufmerksam ein Tumörchen, etliche Zellteilungen, man lauscht den Zellteilungen, man isst, so eine Abfolge an Zellteilungen braucht doch schliesslich Energie, man isst und man fällt von einer Seite auf die andere, von einer in die nächste und jemand kommt und beim nächsten Mal sind die Bettlaken gewechselt und jemand kommt und streichelt ein Handgelenk und jemand kommt und da ist ein Sonnenlicht und jemand kommt und taktet den Tag durch mithilfe der Storen und jemand kommt und lässt ein Essen da und ein Rücken wird fast wund und eine Zeit vergeht langsam und ganz gut lauscht man der Wuchsrichtung und Wuchsfreude des Tumors und man gibt ihm keinen Namen, obschon er bald nach einem verlangen wird und die Nahrung fällt raus aus dem zu Ernährenden, aber nicht jahrelang wie diktiert hinten unten hinaus, sondern direkt aus dem Schlund und ein Tumor hat ein Loch gerissen und die Sonne steht furchtbar schräg und draussen, da blüht jetzt grad nichts, der Innenhof ist beschattet, da geht man drei Schritte, um müde von ihnen zu werden, da lässt man einen Gedanken von links nach rechts rollen, man winkt und schaut dem Gedanken zu und er rollt langsam, der Gedanke hat einen defekten Rollator, das denkt man nicht mehr wirklich, man denkt nicht mehr in Sätzen, man denkt, wo ist bloss nochmal die Bettflasche, aber man hatte seit 96 keine mehr, man versucht auszurechnen, wie viele Male man schon eine komplette radikale Zellerneuerung durchgemacht hat und man kommt auf kein Ergebnis, weil man es doch nicht wissen will und man wird irgendwo schwerer, je leichter der Körper wird, man holt die Gesichter zurück von den Menschen, mit denen man schlief und es sind einige, aber nicht zu viele, man liebkost sie, man streichelt sie weg, da verfliegen sie, da geht die Tür auf und zu, da kommt ein Essen, da kommen Hände, die führen das Essen ein, da ist ein Mitbewohner, er ist ein Tumor ohne Namen, da schnellt nichts mehr irgendwohin, da verweilt eine Zeit, die nichts teilt, da kommt ein Sohn, der hat seine Erzeugnisse dabei, man fasst niemanden an und das Träumen ist das Einzige, was lauter wird als die Arbeit des Tumors.
So viele Male bist du mit anderen gestorben auf ihren Leinwänden, in ihren Büchern, in ihren liebestollen Momenten des Kontrollverlustes. So viele Male bist du mit anderen gestorben, so viele kurze Schwarz haben deine Pupillen geweitet und jetzt ist das unwiderruflich.
Ich stell dir deine Trauerkränze auf. Ich giesse dir deine Blumen, ich giesse sie weder zu häufig noch zu selten. Ich stelle mich an dein Fenster, ich schaue in dem Winkel, der dir gehört auf die Strasse, ich schiele für dich in eine verlorengegangene Neugier hinein. Ich stelle deinen Whirlpool nicht mehr wieder an. Ich denke mir bedeutsame Sätze aus, die dein Wesen umfassend beschreiben und für alle verständlich wiedergeben. Ich lege mich in deinen Halbschlaf. Ich pflanze keinen neuen Baum. Ich ernte die Khaki nicht, ich weiss nicht, wie ich sie essen sollte. Ich frage keinen Nachbarn und keine Nachbarin um Hilfe. Ich gehe anders schlafen und später. Ich mache Geräusche. Ich versuche zu erinnern, wie genau wir geredet hätten. Ich male kein Bild. Ich esse nichts Neues. Ich kaufe genau so viel ein. Ich lasse dir deinen Quark.
Nach zwei Wochen werfe ich alle Quarks weg. Ich lächle mich im Spiegel an, ich probe ein Lächeln und es steht gut im Gesicht. Ich denke laut und das laut Gedachte purzelt aus meinem Mund. Ich lege meinen Mund in meine Hand. Ich fasse mich sonst nur zu Kleidungsumarrangierzwecken an. Ich lege mein Gesicht selten in meine Hände. Ich keuche nicht. Ich kenne keine Selbstbefriedigung. Ich stelle deinen Becher in die hinterste Reihe auf der Tassen- und Becherablage. Ich pule mir den Dreck unter den Fingernägeln weg. Ich fege nichts vom Tisch. Ich öffne Trauerpost. Ich zeichne Muster in das Wildleder meiner Jacke. Und so weiter.
Ich höre alle Radiosendungen. Ich kaufe keinen Quark mehr. Ich giesse alle Blumen, einen Topf stelle ich weg, wer braucht noch Gummibäume.