Woher nur nimmt sie die dritte Hand? Wo hat sie die Elektronik versteckt? Wer Katha­rina Weber erlebt, entdeckt verwundert unerhörte, ja vermeintlich unmögliche Variationen des Pianospiels. Dabei verzichtet die 53-jährige Bernerin auf jegliche Tricks. Doch sie improvisiere auf einzigartige Weise, schreibt der britische Gitarrist Fred Frith.

Mit Frith, einer Lichtgestalt der internationalen Improvisationsszene, spielt Katharina Weber demnächst in Luzern. Mit Barry Guy, dem namhaften Londoner Bassisten und Komponisten, eröffnet sie im Mai das Schaffhauser Jazzfestival. Dazwischen spielt sie solo, interpretiert Bach und Bartok oder vertont Hesse am Radio.

Lange spielte Weber nur ab Blatt, studierte und interpretierte Musik von Beethoven bis Cage und wurde zur Spezialistin für den Ungarn György Kurtag. Mit 17 drängte es sie zu neuen Ausdrucksweisen, worauf Kollegen sie zur Freien Improvisation ermunterten. «Es dauerte lange und schwierige Jahre, mir diesen Weg frei zu schaufeln», sagte sie in einem Interview zu ihrer Solo-CD «Woven Time» (2008).

Heute besticht die Bernerin mit einer effektvollen Spielweise und grenzenloser Kreativität, die Fred Frith mit den Pionierleistungen epochaler Pianisten wie Glenn Gould und Thelonious Monk oder der Klangschöpfer Olivier Messiaen und Morton Feldman vergleicht. Keine Frage: Katharina Weber ist eine Entdeckung wert.


[CD]
Katharina Weber/ Barry Guy/Balts Nill
Games and Improvisations
(Intakt 2012).
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