Jürg Wickihalder «Monk lernte ich in Glarus kennen»
Der umtriebige Jazzer Jürg Wickihalder hat mit neuem Quartett eine fidele CD eingespielt. Zu hören gibts das «Jump!»-Programm auch live.
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Kulturtipp 25/2011
Frank von Niederhäusern
Er ist kein Mann der grossen Worte. Weit lieber stopft er sich zwei Saxofone aufs Mal in den Mund oder trötet in deren Trichter. Wenns um Musik geht, kennt Jürg Wickihalder keine Zurückhaltung. Und so hat sich der kleine Mann aus dem Glarnerland innert weniger Jahre ins nicht nur inländische Rampenlicht gespielt. Mit Formationen vom Duo bis zum Orchester und als Instrumentalist genauso intensiv wie als Komponist und Bandleader.
Nun ist der 38-jährige Wahlzür...
Er ist kein Mann der grossen Worte. Weit lieber stopft er sich zwei Saxofone aufs Mal in den Mund oder trötet in deren Trichter. Wenns um Musik geht, kennt Jürg Wickihalder keine Zurückhaltung. Und so hat sich der kleine Mann aus dem Glarnerland innert weniger Jahre ins nicht nur inländische Rampenlicht gespielt. Mit Formationen vom Duo bis zum Orchester und als Instrumentalist genauso intensiv wie als Komponist und Bandleader.
Nun ist der 38-jährige Wahlzürcher mit einem neuen Quartett unterwegs, das auch eine formidable neue CD im Gepäck hat. Das European Quartet sei eine Antwort auf sein Overseas Quartet, das er mit Kollegen vom Berklee College in Boston gegründet hatte. «Das ist international besetzt und daher schwierig zu managen», sagt Jürg Wickihalder. «Daneben wollte ich eine Working Band, mit der ich regelmässig arbeiten kann.»
Dies wird auch musikalisch hörbar, indem sich die beiden Quartette klar voneinander unterscheiden. Erkundete Wickihalder mit seinem Holzbläserkollegen Achille Succi in Boston die Tradition dieser Solistenpaarung, geht es ihm mit den Europäern darum, ein Amalgam aus Tradition und Avantgarde, aus Komposition und Improvisation zu erforschen.
Mit der Pianistin Irène Schweizer hat er eine optimale Partnerin gefunden, die weniger als erfahrene Mentorin denn als konspirative Kumpanin agiert. «Wir haben uns über die Liebe zu Thelonious Monk gefunden», sagt Jürg Wickihalder. «Seit Jahren spielen wir dessen Musik in Duosessions und sind einige Male auch aufgetreten.» Irgendwann sei der Wunsch gewachsen, ein Quartett zu formieren. «Irène und ich haben unzählige Konzerte besucht und schliesslich unsere Traumpartner gefunden. Der Berliner Schlagzeuger Michael Griener ist eine optimale Ergänzung für Irène. Beide nähren ihre Kreationen aus der afrikanischen Tradition. Der Zürcher Bassist Fabian Gisler übernimmt die Rolle des ruhenden Pols.»
Impulsgeber
Dies ist von Vorteil, denn nicht nur das sehr frei agierende Gespann Schweizer/Griener dreht zuweilen ganz schön auf. Auch Wickihalder selbst macht seinem Ruf als begnadeter Improvisator alle Ehre. Seine Kompositionen hat er entsprechend durchlässig konzipiert. Immer wieder klingen zudem witzig-rumplige Reverenzen an Thelonious Monk an. Das geschehe spontan beim Üben oder an Konzerten, versichert Jürg Wickihalder, der den wuchtig-schwarzen Sound des US-Kultjazzers (1917–1982) seit Kindsbeinen verinnerlicht hat. «Monk kannte ich lange vor Irène», lacht er. «Ich lernte seine Stücke von den Glarner Jazzern, als ich mit dem Saxofonspiel begann.»
Damals war Wickihalder 13. Jahre später traf er einen anderen wichtigen Impulsgeber, den Sopransaxofonisten Steve Lacy. «Ich besuchte ihn einige Male in Paris und lernte sehr viel!» Beide prägten nicht nur Jürg Wickihalders Musik, sondern auch sein Wesen als umtriebiger Melomane, der sich – und seinem Publikum – die Welt mit kindlicher Inbrunst erspielt.
CD]
Jürg Wickihalder European Quartet
feat. Irène Schweizer: Jump!
(Intakt 2011).
Jürg Wickihalder Overseas Quartet Furioso (Intakt 2009).
[/CD]