kulturtipp: Was ist eigentlich so toll an der Schweizer Rock- und Popmusik?
Judith Wernli: Sie ist mindestens so gut wie internationale Musik. In der neuen Sendung wird es eine kleine Serie geben, in der ich Schweizer Songs internationalen gegenüberstelle – man wird keine Qualitätsunterschiede hören.
Warum dann um alles in der Welt eine Sendung mit Schweizer Musik, wenn man den Unterschied nicht merkt?
Radio SRF 3 fördert Schweizer Musik schon seit Jahren und bietet so jungen und noch unbekannten Bands eine Plattform. Uns gefällt diese Musik. Ich liebe Schweizer Musik seit Jahrzehnten.
Das tönt nun ein bisschen nach der Aufforderung, Milch von Schweizer Bauern zu trinken, damit die auch was zum Leben haben.
Wahr ist, dass es die Schweizer Musik im Ausland und auch hierzulande schwer hat. Deshalb wollen wir sie fördern.
Das ist wie in der Literatur: Schweizer Bücher werden im Ausland weniger gelesen, dafür umso mehr ausländische Werke hier.
Ich bin nicht sicher, ob man das so vergleichen kann. Wir haben mit unserem Förderungspreis «Best Talent» unter vielen anderen den Berner Musiker Pablo Nouvelle ausgezeichnet. Dieser Interpret ist in England bekannter als bei uns. Genauso wie die Genfer Band Kadebostany.
Wenn Sie Berner Mundart-Rock spielen, werfe ich den Radio zum Fenster raus.
Ja, tun Sie das. Aber wir spielen bei Weitem nicht nur Mundartsongs. Sie werden begeistert sein von der Schweizer Musik.
Auf welche Schweizer Musik fahren Sie ab?
Pablo Nouvelle gefällt mir sehr gut. Ich bin mit Züri West und Patent Ochsner gross geworden. Mir gefallen sehr viele Bands. Auch besuche ich oft Konzerte. Einzelne Bands sind eher live gut, andere kommen am Radio besser rüber.
Also, diese Musiker können Ihnen jetzt einen Obulus aufs Bankkonto überweisen und dann kommen sie am Radio.
Nein, sicher nicht, die Musikredaktion besorgt die Auswahl der Titel. Aber wir bekommen Anfragen von Bands, ob sie allenfalls gespielt würden.
Was sagen Sie denen?
Wir werden das prüfen und uns bei ihnen melden. Zudem suchen wir einen regen Austausch mit den Hörern, die ihre Lieblingssongs vorschlagen können.
Eigentlich präsentieren Sie Schweizer Musik, aber niemand soll hören, dass das Schweizer Musik ist.
Überhaupt nicht, ich sage nur, Schweizer Popmusik muss sich nicht verstecken. Für jede grosse ausländische Band haben wir eine Band, die ähnlich gut tönt. Wir brauchen keine Lady Gaga, wir können das hier genauso gut abdecken. Ich bin ein Freak und verteidige die Schweizer Musik durch alle Böden.
Radio SRF 3, wochentags, 19.00–20.00