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Kulturtipp 02/2012
Judith Villiger
Was ist Arbeit? Für mich ist der Mensch seit jeher Sammler und Jäger. Das trifft besonders auf das künstlerische Schaffen zu. Dieses Thema beschäftigt mich intensiv, wie beispielsweise in der Ausstellung «How to work (more for) less» letztes Jahr in der Basler Kunsthalle, an der ich auf der Pirsch nach Kunst vorbeikam. Als Einführung in diese Sichtweise der Kunst empfehle ich das Buch «Meditationen über die Jagd» des spanischen Kunstphilos...
Was ist Arbeit? Für mich ist der Mensch seit jeher Sammler und Jäger. Das trifft besonders auf das künstlerische Schaffen zu. Dieses Thema beschäftigt mich intensiv, wie beispielsweise in der Ausstellung «How to work (more for) less» letztes Jahr in der Basler Kunsthalle, an der ich auf der Pirsch nach Kunst vorbeikam. Als Einführung in diese Sichtweise der Kunst empfehle ich das Buch «Meditationen über die Jagd» des spanischen Kunstphilosophen und Antifaschisten José Ortega y Gasset, der vor 56 Jahren gestorben ist. Ins gleiche Kapitel gehört übrigens auch das autobiografische Buch des englischen Töpfers und Hochschullehrers Edmund de Waal «Der Hase mit den Bernsteinaugen». Darin steht eine Sammlung japanischer Figuren im Mittelpunkt, auf die de Waal bei einem Grossonkel in Tokio stiess. Auch hier finde ich wieder mein Motiv vom «Sammeln und Jagen».
Für mich sind Arbeit und Freizeit ja eins. Eine Künstlerin kann sich ihrem Gestaltungswillen nie entziehen. So sehe ich auch gerne Kinofilme, die sich mit der Kunst beschäftigen. Ich habe mit grosser Freude die aktuelle Dokumentation «Gerhard Richter painting» von Corinna Belz gesehen. Sie hat über Jahrzehnte ein eindringliches Porträt des Künstlers gedreht. Wir sehen darin, wie Richter malt, wie er seine Bilder betrachtet und beurteilt. Wie er sie überarbeitet und manchmal sogar zerstört. In der Londoner Tate Modern war übrigens kürzlich eine herausragende Ausstellung von Richter zu sehen.
Wer nicht so weit reisen möchte, soll doch die Ausstellung von Albert Welti im Zürcher Kunsthaus besuchen. Der Maler hat sich vor rund 100 Jahren der Aufgabe verschrieben, den Fortschritt mit künstlerischen Mitteln zu beschreiben. Sein Werk führt mich wieder zu meinem Grundthema, der Frage nach der Arbeit. Bei Welti sieht man beispielsweise, wie er die Verwandlung der Energie künstlerisch umsetzt, vom Zugpferd zur Dampfwalze.
Viel, viel Zeit verbringe ich in meinem Atelier mit meiner Malerei und der Entwicklung von Objekten. Dazu höre ich Radio DRS 2, seien es Musik- oder Wortbeiträge. Und ich bin zudem eine treue Hörerin der täglichen DRS-Informationssendung «Echo der Zeit».