Für mich gibt es zwei Sorten Bücher. Zur einen gehört die «Alltagsliteratur», die ich am liebsten unterwegs lese. Zum Beispiel «Wann wird es endlich so, wie es nie war» des deutschen Schauspielers Joachim Meyerhoff, den ich sehr schätze. Er wuchs in einer Psychiatrischen Klinik im Norden Deutschlands auf, aber nicht als Patient, sondern als Sohn des Klinikdirektors. In diesem Buch schreibt er über die skurrilen Erlebnisse, die einer in seiner Kindheit hatte. Das Buch kann ich zusammen mit meiner Frau geniessen; wir lesen uns gegenseitig Textpassagen vor. Auch der Schauspieler Josef Bierbichler hat mit «Mittelreich» ein Buch geschrieben, das zu meiner Alltagsliteratur gehört. Im Zentrum steht eine Familiensaga über drei Generationen im bayerischen Wirtshausmilieu.
Daneben beschäftige ich mich mit Büchern, die mir wie mächtige Gebirge vorkommen, welche ich abarbeite. Dazu gehören immer wieder Wladimirs Nabokovs Romane wie «Fahles Feuer» oder auch «Ulysses» von James Joyce. Ich muss mich diszipliniert hinsetzen und auf einen solchen Text konzentrieren.
Musikalisch liebe ich experimentellen Jazz, zum Beispiel aus dem Balkan. Und ich höre ziemlich gerne die «Diskothek» auf Radio SRF 2 Kultur. Diese Sendung erinnert mich immer ein bisschen an ein Fussballspiel. Man weiss zu Beginn nicht, was einen erwartet: Ob es spannend wird oder banal. Manchmal ist auch unklar, was die Experten genau meinen, wenn sie sich über die gehörten Passagen äussern.
Wenn ich auf Tournee bin, sind meine kulturellen Aktivitäten eingeschränkt. In meinem neuen Stück «Zwischensaft» geht es um den «Interessenkreis für Sondierbohrungen im Alltag» – ein Mehrpersonen-Solo über den unfassbaren Alltag. Ich spiele unter anderem einen 20-Jährigen, den jungen Paddy, ein experimentierfreudiger Zeitgenosse. Ich glaube, das sollte zu schaffen sein, schliesslich habe ich mit 30 Jahren einen 70-Jährigen gespielt. Dazu kommen meine bekannten Figuren wie der labile Hanspeter Brauchle; er ist ein langsamer, schutzloser Mensch, der im Leben schlecht zurechtkommt. Oder der schräge Theo Metzler.
Mit zunehmendem Alter stehe ich immer noch gerne auf der Bühne, der Reiz ist nicht verloren gegangen. Aber es fällt mir schwerer, Texte auswendig zu lernen. Auch das feine Austarieren der Sprache ist für mich aufwendiger geworden. Doch es ist gut, wenn ich Widerstände zu bewältigen habe, so stellt sich keine Routine ein.