Adam und Charles wachsen in der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs auf einer Farm in Connecticut auf. Ihr Leben lang rivalisieren die ungleichen Brüder nach dem Vorbild der biblischen Figuren Kain und Abel miteinander – zunächst um die Gunst des Vaters, später um die Liebe der mysteriösen Cathy. Als der Vater stirbt, betreibt Charles die elterliche Farm an der US-Ostküste weiter. Der frisch mit Cathy verheiratete Adam bricht auf ins goldene Kalifornien, wo er als Unternehmer zu reüssieren versucht. Dort kommen seine beiden Söhne Caleb und Aron zur Welt, die das Ringen um eine glückliche Existenz, um elterliche Zuneigung, Erfolg und Liebesglück, in der nächsten Generation weiterführen.
Traum vom Erfolg
John Steinbeck hat mit «Jenseits von Eden» 1952 ein epochales Werk verfasst, das zwei Familien über einen Zeitraum von fünfzig Jahren und über mehrere Generationen begleitet. Nicht zufällig ist der Roman, der zur Zeit
des Ersten Weltkriegs endet, in der Gründerzeit des modernen Amerika angesiedelt: Es herrschte Aufbruchstimmung, jeder träumte den «American Dream», den Traum vom grossen Erfolg. Bis heute gilt Amerika als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in der es ein Tellerwäscher zum Millionär bringen kann. «Das beinhaltet die Vorstellung, dass jeder seines Glückes Schmied ist», betont Peter Kastenmüller, Regisseur von «Jenseits von Eden» im Theater Basel. «Jeder Mensch ist demnach verpflichtet, für seinen Traum zu kämpfen und sein Bestes zu geben», ergänzt Martina Grohmann, Dramaturgin des Stücks. Der amerikanische Traum sei in jeder Figur von «Jenseits von Eden» eingebaut.
Kampf um die Existenz
Diese Verpflichtung zum Existenzkampf ist es, der den Stoff auch heute noch interessant und somit für eine Bühnenumsetzung attraktiv macht, betonen Grohmann und Kastenmüller. «Amerika dient als Folie, die wir verwenden, um den Glücksbegriff zu thematisieren», erklärt der Regisseur. Nebst der Frage nach einem glücklichen Leben spricht das Stück wie schon
der Roman weitere existenzielle Themen an, etwa die Beziehung zu Vater und Mutter, das Elternsein und das Verhältnis zu den eigenen Kindern, die Eifersucht oder die Religion. So biete «Jenseits von Eden» dem Publikum «viele Andockstellen», ist Kastenmüller überzeugt.
Grosse Familiensaga
Die Bühnenadaption von «Jenseits von Eden» folgt der Struktur der grossen Familiensaga. Ulrike Syha, die sie im Auftrag des Theaters Basel verfasste, hat zwar die Zahl der Figuren drastisch auf sieben reduziert, die Handlung konzentriert und einen Chor mit Erzählfunktion eingebaut. Doch die Inszenierung erzählt die Kerngeschichte des Romans, sie will den Stoff nicht dekonstruieren. Die Kostüme passen zu den Figuren, lesbare Zeichen sollen dem Publikum eine Orientierungshilfe geben, wie Kastenmüller sagt. Zudem handle die Aufführung den ganzen Zeitraum des Familienepos’ ab: «Man sieht das Personal altern; das Stück umfasst das ganze Leben, es beginnt bei der Geburt und endet beim Tod.»