Jazz/world - Seelenmusik und Partisanengesang
Ein neues Album als Hommage an Albanien: Die Sängerin Elina Duni bringt mit ihrem Quartett alte Folksongs zu neuem Leben.
Inhalt
Kulturtipp 24/2012
Pirmin Bossart
Kein Mensch, den diese Songs nicht berühren: Die dunkle Stimme mit ihren schwebenden Modulationen, die sorgfältige Phrasierung, das dezente Spiel der Instrumentalisten, die untergründige Dynamik und die Poesie. Musikalisch sind die Balkan-Einflüsse klar erkennbar, aber eher als ferne Emotion mit tiefen Nuancen denn als tanzende Festmusik. Kein Turbo-Folk, sondern Seelenmusik.
Hin zur Heimat
Das Elina Duni Quartet unternimmt mit ...
Kein Mensch, den diese Songs nicht berühren: Die dunkle Stimme mit ihren schwebenden Modulationen, die sorgfältige Phrasierung, das dezente Spiel der Instrumentalisten, die untergründige Dynamik und die Poesie. Musikalisch sind die Balkan-Einflüsse klar erkennbar, aber eher als ferne Emotion mit tiefen Nuancen denn als tanzende Festmusik. Kein Turbo-Folk, sondern Seelenmusik.
Hin zur Heimat
Das Elina Duni Quartet unternimmt mit seinem dritten Album «Matanë Malit» (Jenseits der Berge) eine musikalische Reise durch Albanien, die weiter in die Diaspora nach Griechenland führt sowie in den Kosovo. Elina Duni hat bis im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern in Tirana gelebt, bevor sie nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1991 mit der Familie nach Genf emigrierte.
Die zielstrebige Frau mit der einnehmenden Stimme hatte schon als Kind in Albanien Bühnenauftritte. Sie begann, in der Schweiz Klavier zu spielen, und engagierte sich in Musicals, Film- und Theaterprojekten. Dann entdeckte sie den Jazz und studierte an der Hochschule der Künste Bern Gesang und Komposition. Ermuntert vom Pianisten Colin Vallon begann sie, damals noch im Duo, auf Albanisch zu singen.
Mit der Distanz zu ihrer alten Heimat konnte Elina Duni dem musikalischen Balkan-Erbe neu begegnen. Was Intellektuelle und Künstler früher eher ablehnten, macht Elina Duni mit geschichtsbewusster Akribie und jazzigem Ansatz neu zugänglich. «In diesen alten Songs finde ich meine natürliche Stimme wieder», sagt sie. Die schlichte Poesie der Texte liegt ihr; mit Colin Vallon (Piano), Patrice Moret (Bass) und Norbert Pfammatter (Drums) erschafft sie eine subtile Musik, die von Ruhe und Innigkeit getragen ist. Das Album wurde in nur zwei Tagen in einem Studio in Südfrankreich aufgenommen. ECM-Produzent Manfred Eicher war über Colin Vallon auf Elina Duni aufmerksam geworden. Für ihn wie für die Musiker war klar, dass nicht die einzelnen Instrumentalisten, sondern die Lieder im Mittelpunkt zu stehen hatten.
Das Albanien-Album
Unter den 12 Songs ihres Albanien-Albums finden sich Lieder, die sie noch von ihren Grosseltern kannte. «Mine Peza» ist ein Partisanenlied, das ihr Grossvater mütterlicherseits beim Kampf gegen die Faschisten gesungen hatte. Die Texte erzählen von Liebe und Sehnsucht, von Schäferinnen und Partisanen, von Arbeitern und Helden.
«Ich bin Teil von beiden Kulturen», sagt Elina Duni. «Wenn ich die albanischen Songs interpretiere und sie zusammen mit drei fantastischen Schweizer Musikern in die Gegenwart führe, verstehe ich das als eine Brücke zwischen den beiden Ländern und Kulturen.» Mit minimalen Pinselstrichen gelingt es der Band, die Poesie der Songs zu verdichten, musikalische Atmosphären zu schaffen und die beide Welten emotional auszuleuchten.
[CD]
Elina Duni Quartet
Matanë Malit
(ECM 2012).
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