Jazzfestival Willisau - Frisches aus Übersee
Das Jazzfestival Willisau lebt seit jeher von der transatlantischen Verbundenheit. Heuer wird diese mit vier sehr unterschiedlichen Projekten zelebriert.
Inhalt
Kulturtipp 17/2012
Frank von Niederhäusern
«Nach zwei Jahren der Experimente bauen wir auf Bewährtes!» Was Arno Troxler im Newsletter zu seinem Festival schreibt, schlägt sich in einem Programm nieder, das seinen Vorgänger und Onkel Niklaus Troxler freuen wird. Mit dem Zusammenführen aktueller Bands und kreativer Musiker aus den USA (vor allem New York) und der Freien Szene Europas (vor allem der Schweiz) hatte dieser das Festival im Luzerner Kleinstädtchen als globalen Hotspot etabliert.
«Nach zwei Jahren der Experimente bauen wir auf Bewährtes!» Was Arno Troxler im Newsletter zu seinem Festival schreibt, schlägt sich in einem Programm nieder, das seinen Vorgänger und Onkel Niklaus Troxler freuen wird. Mit dem Zusammenführen aktueller Bands und kreativer Musiker aus den USA (vor allem New York) und der Freien Szene Europas (vor allem der Schweiz) hatte dieser das Festival im Luzerner Kleinstädtchen als globalen Hotspot etabliert.
Pulsierender Urbanjazz
Neffe Arno intensiviert nun diese transatlantische Verbundenheit, indem er gemischt besetzte Bands programmiert. Ende August werden auf der Willisauer Hauptbühne vier sehr unterschiedliche Projekte aufspielen. Zum Quartett No Reduce haben sich in Brooklyn, wo bis heute der Puls des New Yorker Jazz schlägt, die Schweizer Christoph Irniger (Saxes), Dave Gisler (Gitarre), Raffaele Bossard (Bass) und der New Yorker Drummer Nasheet Waits gefunden. Mit ihrem pulsierenden Urbanjazz tragen sie den aktuellen NY-Jazz nun nach Willisau.
Im «Stone»-Club von Manhattan, wohin John Zorn – als Saxer selbst eine Ikone der New Yorker Avantgarde – zu experimentellen Sessions lädt, ist es letzten März zu zahlreichen Begegnungen gekommen. Im Rahmen eines Festivals mit dem Zürcher Label Intakt spielte etwa Perkussionist Lucas Niggli aus Uster erstmals mit Gitarrist Elliot Sharp und Bassist Melvin Gibbs. «Melvin spielt beherzt mit seinem grossen Sound – der Spass kommt zurück, unsere Blicke suchen sich beim Spielen immer wieder – es funkt», bloggte Niggli aus New York. Tags darauf gingen die drei Musiker ins Studio und spielten spontan eine CD ein, die Anfang 2013 unter dem stimmigen Titel «Crossing The Waters» erscheint. In Willisau ist bereits jetzt zu hören, wie nachhaltig die Erfahrungen dieses Blitz-Trios waren.
Gänzlich anders funktioniert das Quartett des österreichischen Multitaskers Christian Muthspiel. Mit dem Schweizer Trompeter Matthieu Michel und dem französischen Virbrafonisten Franck Tortiller macht sich der Posaunist und Pianist an die Werke des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland. Als Gast dabei ist der New Yorker Bassist Steve Swallow, dessen musikalische Offenheit dem ohnehin speziellen, bislang aber klar europäischen Projekt eine «exotische» Note verleihen wird.
Fulminanter Pianist
Auch das neue Quintett von Gerry Hemingway darf als transatlantisches erwähnt werden. Immerhin lebt und arbeitet der US-Drummer seit einiger Zeit als Dozent in Luzern und spielt mittlerweile in verschiedenen Projekten mit Jazzern aus der Schweiz und Europa. Dies werden seine US-Kumpels nun zu spüren bekommen.
Nach Willisau reisen noch weitere US-Jazzer, die allerdings unter sich bleiben. So der fulminante Pianist Jason Moran mit seinem Trio Bandwagon, zu dem auch No-Reduce-Drummer Nasheet Waits gehört. Und Bill Frisell: Der vielseitige Gitarrist lotet die US-amerikanische Blues- und Folktradition aus und hat hierfür gar einen Steelgitarristen dabei.
[CD]
No reduce: Jaywalking
(nwog 2012).
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[CD]
Sharp, Gibbs, Niggli: Crossing The Waters
(Intakt 2013).
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[CD]
Christian Muthspiel Trio:
Dancing Dowland
(Universal 2009).
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