Aus Zeitnot macht er Kunst. Er habe zwar immer viel um die Ohren, das sei ihm indes noch nie über den Kopf gewachsen: «Die Arbeit mit Musik und Theater liegt mir sehr am Herzen.» So inszeniert Jacob Suske nun am Luzerner Theater «Orpheus. Factory.», eine Hommage an die griechische Mythologie. Der 34-jährige Grazer machte sich schon früher in der Schweizer Kulturszene einen Namen. Er spielte als Bassist bei Lunik, produziert zudem für Künstler wie Kutti MC und unterrichtete als Gastdozent an Jazz- und Schauspielschulen.
Wenn Jacob Suske nebenbei Zeit für sich findet, verschanzt er sich gerne in der Küche. «Wenn ich ein 3-Gang-Menu koche, höre ich Podcasts. Dieses Ritual ist mir heilig», sagt Suske.
Der Österreicher ist ein Kulturmensch: «Ich höre gerne Barockmusik und verliebe mich gerade wieder in den Jazz.» Und er mag Sachbücher: «Vor kurzem habe ich ein Buch über die belgische Vergangenheit des Kongo gelesen. Sonst beschäftige ich mich gerne mit deutscher Zwischenkriegsliteratur. Oft zieht es mich ins Theater. Das ist Unterhaltung und Inspiration zugleich», schwärmt der Künstler. An seinem kulturellen Interesse waren die Eltern mitbeteiligt: Die Mutter ist Sängerin, der Vater Schauspieler. «Obwohl ich eigentlich Fussballer werden wollte, war ich als kleiner Knopf der schärfste Kritiker meiner Eltern.»
Flexibel und offen
Auf die Frage, wie er sich selbst charakterisieren würde, entgegnet er: «Ich bin flexibel, weil ich mich beruflich auf viele neue Situationen einlassen musste. Ich kann auch gut kaschieren, was ich nicht kann. Es sieht immer so aus, als könne ich viel, dabei ist es bloss von allem etwas – aber nichts richtig.» Zeitdruck und Unsicherheit treiben den aufgestellten, jungen Mann zu Höchstleistungen an. So war er als Theaterkomponist bereits an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen engagiert.
Nur etwas fehlt nach seinem Ausstieg bei Lunik: «Ich habe es sehr gemocht, ein Teamplayer in einer Band zu sein. Das war ein guter Ausgleich zu meinen anderen Engagements.» Und er fügt an: «Der Ausstieg aus einer Band war nicht immer einfach. Ich habe im Vorfeld unglaublich lange hin und her überlegt.»
Wurzeln schlagen
Ein Hin und Her erlebt Suske auch geografisch. Da er in verschiedenen Städten Europas arbeitet, konnte er bisher nirgends richtig Wurzeln schlagen: «Ich habe zwar lange in Berlin gelebt. Doch irgendwann hatte ich genug von dieser Stadt. Ich fühlte mich als Dauertourist.» Zurzeit lebt er mit seiner Freundin und dem kleinen Sohn in Antwerpen. Bald zieht er nach Wien um, wo er am Schauspielhaus Mitglied des Leitungsteams wird: «Ich hoffe, dass ich ein paar Jahre in Wien bleiben kann.» Ein Traum spricht allerdings gegen sein Verlangen nach Sesshaftigkeit: «Ich würde gerne einmal ausserhalb des deutschsprachigen Raums arbeiten und Musik für ein modernes Tanzprojekt komponieren.»
Jacob Suske
Jacob Suske, 1980 bei Graz geboren, studierte in Bern und Luzern Jazz und nahm Unterricht am Bass Collective in New York. Als Theaterkomponist arbeitete er schon in vielen Häusern, u.a. am Deutschen Theater Berlin, in Hamburg und in Basel. Bei Lunik und dem One Shot Orchestra war er als Bassist aktiv. Suske produziert für Künstler wie Kutti MC und unterrichtete als Gastdozent an der Schauspielschule des Mozarteums Salzburg und der Luzerner Jazzschule. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Soloprojekt Zachov und wird ab der Spielzeit 15/16 Mitglied im Leitungsteam des Schauspielhauses Wien.
Elektronisches Kammerspiel
Jacob Suskes aktuelles Stück «Orpheus. Factory.» erzählt vom ersten Künstler der Menschheit, der in der griechischen Mythologie seine Geliebte Eurydike retten will und dadurch ins Unglück stürzt.
Eurydike landet wegen eines Schlangenbisses bei Hades im Totenreich. Orpheus steigt zu ihr hinab. Er will sie dem Fürsten der Finsternis mit seiner Musik entlocken. Da Orpheus aber Hades’ einzige Bedingung für ihre Rückführung missachtet, wird seine Geliebte endgültig zum Tod verurteilt – und er verwandelt seine Trauer in Kunst.
Bei der Inszenierung handelt es sich um eine elektronische Kammeroper, eine Geschichte, die vier Schauspieler singend erzählen und die von moderner Musik umrahmt ist. Suske hat diese eigens komponiert und gibt mit dem Stück zugleich sein Regie-Debüt: «Es fasziniert mich, auf wie viele unterschiedliche Arten sich dieses Theaterstück interpretieren lässt.»
«Orpheus. Factory.»
Premiere: Sa, 29.8., 20.00 Luzerner Theater, Untergeschoss Stadthauskeller
Infos unter: http://www.luzernertheater.ch/spielplan/orpheus-factory