Als ab Mitte der 1990er-Jahre der Nordlandjazz frische Klänge in die ganze Welt trug, trafen sie sich oft an Festivals. Der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft war mit seinen «New Conception of Jazz»-Programmen unterwegs, sein schwedischer Kollege Esbjörn Svensson mit seinem Nujazz-Trio e.s.t. Beide zelebrierten die damals übliche Öffnung des Jazz in Richtung Rock, überraschten aber mit ureigenen Spielarten.
Klangpalette von samten bis knorrig
Nachdem Svensson 2008 tödlich verunfallte, nahmen seine e.s.t.-Kollegen eigene Projekte in Angriff: Bassist Dan Berglund die Band Tonbruket, Drummer Magnus Öström sein Quartett. Zudem spielten sie fleissig mit Kollegen. So traf Berglund 2016 wieder auf Wesseltoft, der ein Jahr später auch Öström für ein gemeinsames Trio überzeugte. Rymden (Raum) heisst es und ist als musikalischer Synergieeffekt im besten Sinne zu werten. Die drei fantastischen Musiker erzeugen einen Bandsound, in dem das Damals nachhallt, sich aber gänzlich neue Färbungen zeigen.
Tüftler Wesseltoft mischt mit Piano und Keyboards nordische Folklore mit Bach-Fuge, Blues mit Bebop, Electro mit Noise. Drummer Öström drischt imposant rockig, macht dann aber hörbar, dass er alles verkabelt hat, indem er kaskadenhafte Sounds erschafft. Verkabelt ist auch Berglunds Kontrabass, dessen Klangpalette von samten bis knorrig reicht.
Im Februar haben die drei Mittfünfziger ihr Debütalbum «Reflections & Odysseys» vorgelegt. «Dieses ist nur der Anfang», lässt sich Bugge Wesseltoft zitieren. «Wir haben das Potenzial, weite musikalische Reisen zu unternehmen.» Es wird spannend, bei der ersten Reise dabei zu sein.
Konzerte
Mi, 30.10., 20.00 Jazznojazz Festival Zürich
www.jazznojazz.ch
Do, 31.10., 19.00 Festival JazzOnze+ Lausanne VD
www.jazzonzeplus.ch
Sa, 2.11., 21.00Le Singe Biel BERadio
Fr, 1.11., 21.00 SRF 2 Kultur Live vom Jazznojazz Festival
CD
Rymden
Reflections & Odysseys
(Jazzland 2019)