Oft schon wurde sie mit Pauken und Trompeten zu Grabe getragen. Doch immer wieder ist die grossformatige Jazzband neu auferstanden. Allein in der Schweiz gibt es heute ein halbes Dutzend renommierter Jazz Orchestras.
Grosse Erfolge feiert etwa das Zurich Jazz Orchestra (ZJO), das nun sein viertes Album «Three Pictures» vorlegt. Es zeigt, wie orchestraler Jazz heute klingt: groovy, funky und funkelnd in klanglicher Farbenpracht. Leader Steffen Schorn bittet zum Tanz auf diversen Hochzeiten, was Musiker und Publikum gleichermassen herausfordert. 1995 im Umfeld der Jazzschule Zürich entstanden, ist das ZJO zur Allstarband mit bestem internationalem Ruf geworden.
Klassisch beswingt bis postmodern
An der Luzerner Hochschule entstand vor zehn Jahren das Fischermanns Orchestra, das sein Jubiläum ebenfalls mit einer neuen CD feiert. Die elf Musiker bieten eine fast postmoderne Version des Jazz Orchestra, indem sie elektronische Effekte und Freie Improvisation einbinden. Wer es bes(ch)wingter mag, kommt demnächst in Luzern und Genf auf seine Kosten. Dort gastiert das Count Basie Orchestra, das die Blütezeiten der Big Bands verkörpert. Auch 34 Jahre nach dem Tod von Bandleader und Pianist Count Basie tourt das Orchestra durch die Welt und bleibt dem Swing verpflichtet.
«Als ich 1971 meine Concert Jazz Band gründete, waren Big Bands das Unnötigste der Welt geworden», sagte George Gruntz 2005 dem damaligen «radiomagazin». Der 2013 verstorbene Basler betonte aber, dass der orchestrale Klangkörper bei jungen Jazzern an Beliebtheit zurückgewinne.
Auch Frank Zappa liess sich begeistern
Diese schwankende Beliebtheit begleitet das Format Jazz Orchestra seit seiner Entstehung. 1923 hatte der Pianist und Komponist Fletcher Henderson die Idee, sein Tanzorchester in Instrumentalgruppen (Sections) zu gliedern, womit er den neuartigen Big-Band-Sound erfand. Der Bebop brachte einen Rückzug in die Kleinformation. Der grossorchestrale Geist erfasste dann erneut die Free- und Fusion-Jazzer der 60er bis 80er und Rockmusiker wie Frank Zappa.
Eine eigene Spielart entwickelten die europäischen Grossformationen, für die George Gruntz als bestes Beispiel dient. Avantgardistische Allstarbands lancierten die Briten Mike Westbrook und Barry Guy, die Italiener Gianluigi Trovesi und Pino Minafra oder der Schweizer Mathias Rüegg.
Einen Spezialfall thematisiert Radio SRF 2 Kultur in einer «Jazz Collection». Der Zürcher Komponist Daniel Schnyder spricht über Streicherensembles im Jazz, denen bis heute ein Exotenstatus zukommt.
Konzerte
Zurich Jazz Orchestra
Do, 19.4., 20.30 Moods Zürich (CD-Taufe)
Fischermanns Orchestra
Sa, 21.4., 20.00 Schüür Luzern
Count Basie Orchestra
Do, 26.4., 19.30 KKL Luzern
Fr, 27.4., 20.30 Victoria Hall Genf
Radio
Streicherensembles im Jazz
Di, 24.4., 21.00 SRF 2 Kultur
CDs
Steffen Schorn & Zurich Jazz Orchestra
Three Pictures
(Mons Records 2018)
Fischermanns Orchestra
Tiefenrausch
(Unit Records 2018)