Es hätte auch anders kommen können. Mit dem plötzlichen Erfolg, den Bounce vor zwei Jahren erlebt haben, können nicht alle Künstler umgehen. Gerade im Jazz sind Projekte oft kurzlebig. Doch das Berner Quartett beweist einen langen Schnauf. Nach der ersten CD «Curiosities» (2013), nach Tourneen und Preisen treffen sich die vier Jaz­zer – geografisch verstreut zwischen Süddeutschland, den USA und der Schweiz – bis heute in Bern, wo 2010 der Funke sprang.

«Altruistic Alchemy» nennen Trompeter Julian Hesse, Saxofonist Jonathan Maag, Bassist Andrey Tatarinets und Drummer Domi Chansorn ihr neues Werk. Ein stimmiger Titel, bildet das Interplay – das gegenseitige aufeinander Achten, Hören, Reagieren – doch die Basis ihrer Musik. Die beiden deutschen Bläser vollführen Paarläufe mit Parallelfiguren und tollkühnen Sprüngen. Und auch der russische Bassist aus Stuttgart tritt mit Drummer Chansorn, dem einzigen echten Berner, als Gespann auf. Auf ein Harmonieinstrument verzichtet die Band. Die Harmonie entsteht im Teamwork.

Und Bounce treten auf ihrer zweiten CD noch harmonischer auf als zuvor. Nicht simpler oder langweiliger: Noch immer ist ihr Sound komplex, überraschend und von energiegeladener Dynamik. Doch die Songs klingen melodiöser, und der Groove lässt deutlicher erkennen, dass Bounce Bögen schlagen zwischen den Zeiten, als Jazz noch Tanzmusik war, und der multistilistischen Gegenwart. Ein Kunststück, dass dem Quartett spielend gelingt.

CD
Bounce: Altruistic Alchemy (MFL Records 2015).

Konzerte
Sa, 30.5., 20.15 Alte Bühne Huttwil BE
Do, 4.6., 20.30 Bejazz Bern
Fr, 5.6., 22.15 Treibhaus Luzern
Mi, 10.6., 20.30 Moods Zürich