Jane Mumford hält sich ein imaginäres Mikrofon vors Gesicht. Mitten auf dem Letten-Viadukt ist sie stehen geblieben und zeigt vor, wie sie sich ihr erstes abendfüllendes Soloprogramm «Reptil» eigentlich vorgestellt hat: «Ich hätte das gerne so gemacht: Ein schwarzes T-Shirt und einfach nur dastehen – das ist die Meisterdisziplin der Stand-up-Comedy.» Ihre Regisseurin habe sie dann aber überzeugt, dass energetische Szenen nun mal ihr Ding seien. «Ich musste mir eingestehen, dass ich mich auf der Bühne einfach bewegen muss», sagt sie mit einer Mischung aus Bedauern und Belustigung. Aber bis «Reptil» im Herbst in die Theater kommt, hat sie noch etwas Zeit.
Jane Mumford als Todernst-Komikerin? Wer sie als die eine Hälfte von 9 Volt Nelly kennt, fällt diese Vorstellung schwer. Denn zusammen mit Lea Whitcher bringt sie eine energiegeladene, bisweilen fast anarchische Form des Musikkabaretts auf die Bühne.
Für das Treffen an einem Mai-Mittag hat Mumford einen Spaziergang durch Zürich vorgeschlagen: Limmatuferweg, Pappbecherkaffee, Langstrassenquartier, Falafel an der Lieblingsgrillbude, Übungsraum. «Authentischer Jane-Mumford-Schleichweg» wird sie das Ganze taufen. Während des Rundgangs zeigt sie mehrmals, dass sie ohne Bewegungen tatsächlich kaum kann. «Rumblödeln ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben – in dem Moment nimmst du dich nicht ernst», sagt sie einmal, als das Gespräch nach Monty Python und Comedy-Skandalen nochmals auf ihre Bühnenpräsenz kommt. Und als ob sie einen Beweis für ihre Aussage schuldig wäre, imitiert sie – Hände gen Himmel – eine ekstatisch Verzückte: «Die kosmischen Musen können dann auf dich einwirken.»
Ihre Mischung aus Selbstironie und Schalk hat etwas Gewinnendes. Und doch: Bei all ihrer Liebe zum Absurden geht es Mumford in der Comedy immer auch um Polit- und Gesellschaftsfragen. Satire-Debatten, Körperbilder, Social Media – sie greift Themen auf, die sie beschäftigen. «Ich möchte, dass mein Publikum empathisch gefordert wird», sagt sie. Schliesslich habe sie als Künstlerin ja einen gesellschaftlichen Auftrag.
Doch Mumford hat es längst nicht nur das Kabarett angetan. Die ausgebildete Trickfilmmacherin arbeitet noch immer auf ihrem Beruf und spielt Schlagzeug in der Folk-Band The Dead Brothers. In Kürze begleitet sie zudem den Satiriker Rhaban Straumann bei einer Lesung mit Gitarre und Gesang. Noch mache ihr der Gedanke daran etwas Angst, sagt sie. Und winkt dann lachend ab: Manchmal müsse man einfach in etwas reinspringen. «Und wenn irgendwer im Publikum dann sagt, er könne das besser, habe ich wenigstens jemanden inspiriert.» Und schon blitzt wieder kurz Jane Mumfords Schalk auf.
Rhaban Straumann & Jane Mumford – Noch ist heute
Do, 20.5., 20.00
La Cappella Bern
Weitere Termine:
www.janemumford.ch/kalende
Jane Mumfords Kulturtipps
Theater/Zirkus
Cirque de Loin – Soror
«Eine krasse Zirkus- und Theatertruppe, die aussergewöhnliche Dinge wagt, zum Beispiel Gefühle!»
Fr/Sa, 21.5/22.5. &
Do/Fr, 27.5./28.5., jew. 19.00
Gaswerkareal Bern
Musik
Ikan Hyu
«Ich habe so lange gewartet auf einen solchen Act aus der Schweiz. YES! DANCE! GO! PARTY!»
Fr, 21.5., 20.30 Sternenkeller Rüti ZH
Kabarett
Rebekka Lindauer
«Diese Frau ist eine Bombe, die mich mit ihren Texten zum Lachen bringt – und mit ihren Liedern zum Weinen. Sie tritt am Festival Female Trouble auf.»
Do, 27.5., 20.00 Millers Zürich