Eigentlich gehe sie gerne früh zu Bett und stehe am Morgen auch zeitig auf, sagt Isabelle Tschäppeler. «Mit Ausnahme von Aben-den, an denen ich Konzerte besuche», betont sie sogleich und gibt zu, dass solche Abende häufig vorkommen. Seit ihrer frühen Jugend lebe sie mit und für die Musik, sagt die 32-Jährige, die im solothurnischen Schönenwerd in einen Haushalt geboren wurde, wo es höchstens mal Volksmusik zu hören gab. Durch ihre ältere Schwester lernte sie anderes kennen: dank dem Videokanal Viva und ersten Downloads. Tschäppeler hörte sich um in der weiten Welt der Musik und wusste: Das ist es! «An meinem 17. Geburtstag organisierte ich mein erstes Konzert», erinnert sie sich. Wenig später gründete sie, noch immer Schülerin, eine eigene Agentur und holte Musiker in den Aarauer Club Kiff.
Irgendwann fragte jemand, ob sie mit ihrer Leidenschaft nicht Geld verdienen möchte. So wurde Isabelle Tschäppeler, die alle nur Shibo nennen, Bookerin. Zuerst im Zürcher Xtra, dann beim Festival Moon&Stars in Locarno. Dort lernte sie die Schattenseiten des Musikbusiness kennen: «Ich musste 24 Stunden an 7 Tagen präsent sein.» Darum legte sie eine ihrer vielen Reisen ein, die sie jeweils in «schöne Landschaften mit vielen Tieren» führen. «Als Kind schaute ich gerne ‹Netz Natur› und habe die Tierliebe beibehalten.» Anschliessend lancierte sie mit Operation Libero die Kampagne zur Abstimmung «Ehe für alle» – eine Herzensangelegenheit.
Genaue Beobachterin der Szene
Gerade ist sie von drei Wochen Tauchferien in Ägypten zurückgekehrt, wo sie Schnauf geholt und Sonne getankt hat. Zurück im nebligen Zürich, wartet auf die studierte Kulturmanagerin eine spezielle Herausforderung: Sie löst Carine Zuber als Direktorin des Musikclubs Moods ab. Diesen habe sie schon als Teenager besucht. «Ich hatte meine rebellische Phase mit Piercings und Haaren in allen Farben», lacht sie. «Im Moods aber fühlte ich mich stets willkommen.» An Jazzkonzerten war sie kaum, hörte eher Reggae, Ska, vor allem aber Elektronische Musik.
Dies wird sich ändern, denn Tschäppeler weiss: «Das Moods ist in erster Linie ein Jazzclub. Doch er hat sich musikalisch geöffnet und pflegt etwa Worldmusic und Balkansounds. Damit schafft er eine Niederschwelligkeit, die neues Publikum anzieht.» Mit solchen Sätzen offenbart sich Shibo Tschäppeler nicht nur als wortgewandte Musikmanagerin, sondern auch als genaue Beobachterin der Szene. Einer Szene, der die Corona-Krise arg zusetzte. Für Tschäppeler kein Grund zur Panik: «Bei jedem Stellenantritt gibt es Herausforderungen. Bei mir gehört Corona bestimmt noch eine Weile dazu.» So wird ihr grösstes Problem wohl sein, immer mal wieder rechtzeitig ins Bett zu kommen.
Jazzclub Moods
www.moods.club
Isabelle Tschäppelers Kulturtipps
Ausstellung
«Geschlecht» im Stapferhaus Lenzburg AG
«Diese Ausstellung überzeugt mich durch die multimediale und interaktive Aufmachung, mit der man spielerisch Stereotypen aufdeckt.»
Album
Rosie Frater-Taylor: Bloom (i2i/Bridge the Gap/Bandcamp)
«Auf ihrem zweiten Album ‹Bloom› singt die in London lebende Jazz-Gitarristin poppiger als bisher, behält aber ihren Singer-Songwriter-Charme.»
Konzert
Mouse On Mars
«Das legendäre Electronic-Duo Mouse On Mars lässt sich in keine klassische Schublade stecken und gewann damit sogar David Bowie als Fan.»
So, 31.10., 21.00
Moods Zürich