IOS – INTERNATIONALES OPERNSTUDIO Der letzte Schliff für die Karriere
Das Internationale Opernstudio (IOS) ist die Ausbildungsstätte der Zürcher Oper. Sie ist eine Talentschmiede für die künftigen Stars. SF 1 gibt einen Einblick.
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Kulturtipp 14/2011
Bruno Rauch
Der Bossa Nova gehört eigentlich nicht zu ihrem Kerngeschäft. Aber den Absolventinnen und Absolventen des Internationa-len Opernstudio (IOS) Zürich macht die aktuelle Produktion «Ballone. Nonnen. Hulahupp» sichtlich Spass. Da planschen sie zur Abwechslung mal in den seichten Gewässern der Schlagerwelt der 1960er-Jahre. Im Rahmen der Zürcher Festspiele schliesst das IOS seit etlichen Jahren sein Ausbildungsprogramm mit einer leichten Freilichtrevue. Un...
Der Bossa Nova gehört eigentlich nicht zu ihrem Kerngeschäft. Aber den Absolventinnen und Absolventen des Internationa-len Opernstudio (IOS) Zürich macht die aktuelle Produktion «Ballone. Nonnen. Hulahupp» sichtlich Spass. Da planschen sie zur Abwechslung mal in den seichten Gewässern der Schlagerwelt der 1960er-Jahre. Im Rahmen der Zürcher Festspiele schliesst das IOS seit etlichen Jahren sein Ausbildungsprogramm mit einer leichten Freilichtrevue. Und in einem solchen Umfeld sind leidende Soprane, liebeskranke Tenöre oder intrigante Bässe ja nicht gefragt.
Auch Akteure gesucht
Seit 1960 werden am IOS jährlich rund 20 Sängerinnen und Sänger – dieses Jahr stammen sie aus 13 Ländern – «flügge» gemacht für die Opernbühnen dieser Welt. «Das Rüstzeug dazu», erklärt IOS-Leiterin und Regisseurin Gudrun Hartmann, «erwerben die jungen Leute in einem reichhaltigen Stundenplan mit Rollenstudium, Korrepetition, Stilkunde, Ensemble, Schau-spiel, Gestaltung, Stimmbil-dung, Sprecherziehung und Bewegungstraining.» Genügte es vor Generationen noch, eine schöne Stimme zu haben, so erwartet das Opernpublikum Sänger-Darsteller, Stimmband-Artisten, die auch agieren können.
Einmal jährlich führt das IOS in verschiedenen Städten sogenannte Auditions durch, wo sich Talente einen Studienplatz ersingen können. Bedingung ist, neben einer charismatischen Ausstrahlung, ein abgeschlossenes Gesangsstudium. Was in der Regel fehlt, sind Bühnenerfahrung und Repertoire. Genau dafür sorgt das Opernstudio. Unter der Leitung von Thomas Barthel studiert es pro Spielzeit jeweils eine Produktion ein – dieses Jahr waren es zwei Einakter von Carl Orff und Jacques Offenbach. Hinzu kommen kleinere Partien, welche die Alcinas und Figaros in spe in gewichtigen Produktionen am Zürcher Opernhaus selbst übernehmen: So durfte Simon Wallfisch in der jüngsten Pountney-Inszenierung von Janaceks «Aus einem Totenhaus» einen betrunkenen Sträfling mimen. «More drinking than singing», witzelt der englische Tenor. «Ich musste meinen kleinen Auftritt an Orten im ganzen Haus, vom Balkon des zweiten Rangs bis zur Parkettgalerie, absolvieren, was einen sportlichen Sprint über alle Stockwerke erforderte.»
Dok-Film im Fernsehen
Die Fernsehjournalistin Sabine Gisiger hat zum Alltag und zur Ausbildung der IOS-Absolventen einen Dok-Film gedreht. Im Zentrum stehen die Sopranistin Camille Butcher aus Wales, der Bassbariton George Humphreys aus Oxford und der Tenor Shinya Kitajima aus dem japanischen Akita. Sie sind zu sehen in Proben, wo der Tenor Francisco Araiza mit seinen theatralischen Handbewegungen den Stimmsitz, die Emotion und die Tonfärbung heraufbeschwört. Zu erleben sind auch die stilleren Momente, wo die jungen Menschen von Selbstzweifeln geplagt werden. Von der Angst, es nicht zu schaffen. Vom Bedürfnis nach Bestätigung und Lob. Berührend ist etwa der Tenorino, der sich um seinen kranken Vater im fernen Japan sorgt und doch spürt, dass er die Chance hier am IOS packen muss. Zu erfahren ist auch das Bangen und Hoffen nach einem Vorsingen. Da kann man nur allen wünschen: Toi, toi, toi!