Intrigen im Kunstmilieu
Das Autorenduo Bielefeld & Hartlieb lässt ihre Ermittler im vierten Krimi aus Berlin und Wien über das internationale Kunstmarkt-Parkett schlittern.
Inhalt
Kulturtipp 13/2015
Letzte Aktualisierung:
16.06.2015
Babina Cathomen
Der Fall erinnert an die Affäre rund um die umstrittene Gurlitt-Sammlung: Im Krimi «Im grossen Stil» macht die Polizei im Haus des Berliner Kunstsammlers Theo Wessel eine erstaunliche Entdeckung. Dicht an dicht hängen hier weltbekannte Kunstwerke von Picasso über Cézanne bis zu Bruegels Werk «Die niederländischen Sprichwörter». Ob es sich um Fälschungen, Raubkunst oder anderes Diebesgut handelt, ist vorerst unklar. Sicher ist nur ei...
Der Fall erinnert an die Affäre rund um die umstrittene Gurlitt-Sammlung: Im Krimi «Im grossen Stil» macht die Polizei im Haus des Berliner Kunstsammlers Theo Wessel eine erstaunliche Entdeckung. Dicht an dicht hängen hier weltbekannte Kunstwerke von Picasso über Cézanne bis zu Bruegels Werk «Die niederländischen Sprichwörter». Ob es sich um Fälschungen, Raubkunst oder anderes Diebesgut handelt, ist vorerst unklar. Sicher ist nur eins: Der alleinstehende Wessel ist in seinem Haus erschossen worden. Und es scheint so, als ob die Tat mit den Kunstwerken in Zusammenhang stehen würde. Denn wenig später wird in Wien der Kunstgutachter Grafenstein tot aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass die Mordopfer in beruflichem Kontakt zueinander standen. Ein klarer Fall für den Berliner Kommissar Thomas Bernhardt und die Wiener «Frau Chefinspektor» Anna Habel.
Ungleiches Duo
Nachdem das ungleiche Duo in der Literatur-, der Theater- und der Wein-Szene ermittelt hat, ist im vierten Fall der Kunstmarkt an der Reihe: Und dieser hat viel Dubioses zu bieten. Händler spannen mit Gefälligkeitsgutachtern zusammen, und manche Sammler nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau und lassen sich mit Dieben und Fälschern ein. Als sich herausstellt, dass im kunsthistorischen Museum Wien – als Leihgabe aus Berlin – tatsächlich ein falscher Bruegel hängt, ist die Aufregung in der Kunstszene gross.
Der vierte Krimi der Wiener Buchhändlerin Petra Hartlieb und des Berliner Literaturkritikers Claus-Ulrich Bielefeld bietet unterhaltsame Lektüre mit einem zünftigen Schuss Lokalkolorit. Eine Abfuhr in Berliner Schnauze klingt so: «Weeste, Kleena, det ihr zwee Süssn Bullen seid, det riech ick drei Kilometer jeg’n Wind, fracht’n doch selba, tschüssikowski.»
Die beiden Kommissare zeigen sich im Wiener und Berliner Frühling wie üblich in Flirtstimmung, auch wenn die verbalen Schlagabtausche nicht fehlen. Und die Gefühle gehen auch andernorts hoch – so hoch, dass dabei fast der Mörder übersehen wird …
Bielefeld & Hartlieb
«Im grossen Stil. Ein Fall für Berlin und Wien»
415 Seiten
(Diogenes 2015).