kulturtipp: Frau Viotti, im Internet findet man Sie unter einem anderen Namen. Sind Sie schon so berühmt, dass Sie sich verstecken müssen?
Marina Viotti: Nein, aber ich habe früher in einer Heavy-Metal-Band gesungen.
Hä?
Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie und wollte nach meiner rebellischen Phase etwas Anspruchsvolleres singen. Zudem verdient man in einer Heavy-Metal-Band kaum Geld. Ich vermisse die Fans jedoch sehr; sie sind absolut loyal, spontan und begeisterungsfähig. Aber leider haben nicht alle meinen Wechsel auf die Opernbühne verstanden.
Irgendwie nachvollziehbar.
Vielleicht, aber Heavy Metal und die Oper haben mehr gemeinsam, als man glaubt. Denken Sie nur an Wagner oder an Symphonic Metal. Viele Heavy-Metal-Interpreten haben eine klassische Ausbildung. Für die Opernbühne musste ich nach meiner rebellischen Phase mein Äusseres etwas verändern, etwa die Piercings entfernen. Aber die Tattoos sind geblieben.
Toll, das Opernpublikum wird die Tattoos lieben.
Ja, unsere Besucher sind sehr aufgeschlossen. Überhaupt finde ich, man sollte die Oper entstauben; die Hemmschwelle für einen Besuch heruntersetzen. Die Bühne sollte nicht mehr nur ein Vergnügen für die Begüterten sein.
Die Oper verbürgerlichte Sie nicht?
Nein, und das wird sie nie. Das grosse Geld ist mir egal; ich liebe die Musik, nur sie ist mir wichtig. Diese Bühnen sollen sich öffnen, denn Musik kann die Gesellschaft verändern – sofern sie das zulässt.
Alle Opernmacht dem Volk!
Genau; die Lausanner arbeiten daran. Wir ziehen jedes Jahr mit einer Operette auf Tournee durchs Land. Das kommt gut an bei einem Publikum, das sonst nie die Oper besuchen würde. Musik ist mit Sport vergleichbar; beide Sparten bringen unterschiedliche Leute zusammen.
Spielen Sie Fussball?
Ja, gleich nach diesem Interview gehe ich ins Training. Wie haben Sie das erraten?
War gar nicht so schwer.
Also, am liebsten spiele ich Rugby, das habe ich bis vor kurzem auch gemacht. Aber ich kann ja nicht immer mit einer zerschlagenen Birne auf der Bühne stehen, darum habe ich zum Fussball gewechselt.
Das leuchtet ein, haben Sie wenigstens zurückgehauen?
Natürlich, das gehört zum Rugby.
Auftritte
Festival der jungen Stimmen.
Internationale Opernwerkstatt
Mi, 8.10., 20.00 Schloss Thun
Fr, 10.10., 20.15 Kirche Sigriswil BE
Sa, 11.10., 18.00 Zentrum Paul Klee Bern
So, 12.10., 20.00 Kleine Tonhalle Zürich