kulturtipp: Deine Platten sprühen vor Wut. Heute wirkst du alles andere als wütend.
Anna Frey: Ich finde meine Platte gar nicht so wütend. Und im Alltag habe ich Menschen ganz gerne und nerve mich nicht andauernd. Wütend macht es mich, wenn eine SVP-Initiative angenommen wird. Unhöfliche und unfreundliche Leute oder extrem schlechte Musik, Theateraufführungen und Filme machen mich ebenfalls wütend.
Weghören und wegsehen ist keine Alternative?
Doch, natürlich. Aber wenn man an ein Konzert, ins Theater oder ins Kino geht, dann ist man ja bereits da. Man könnte zwar rauslaufen, hat aber dann trotzdem schon zehn Minuten zu viel von etwas richtig Schlechtem gesehen.
Wenn bei dir Leute rauslaufen, steckst du das locker weg?
Bei einem kleinen Publikum ist es sicher schwierig. Man weiss ja nicht, wieso sie rauslaufen. Wollen sie rauchen, oder war der Auftritt so scheisse? Wenn man auf der Bühne steht und Musik macht, vor allem solche Musik wie wir, dann muss man damit rechnen, dass es nicht allen gefallen kann. Vielleicht wäre es auch gar kein Kompliment für mich, wenn alle es einfach nur super fänden.
Eure Musik wird als «Rap für Leute, die sonst nicht viel mit Rap anfangen können», angepriesen.
Das ist halt so ein Promo-Satz. Viele Leute hören das Wort «Rap» und haben dann sofort eine Klischee-Vorstellung von Gangstern mit Goldkette. Das ist es natürlich nicht. Einige Stücke wie etwa die Kooperation mit Bit-Tuner haben Rap-Beats, andere Stücke hingegen hören sich mehr nach Spoken Word an. Inhaltlich hat es, auch wenn ich fluche und wütend bin, nur wenig mit dem Rumgepose des klassischen Rap zu tun.
Und doch steckt noch ein bisschen Gangster in dir?
Auf jeden Fall (lacht). Ich mag Rap sehr gerne, musikalisch finde ich es aber oft langweilig, da es teilweise eintönig und simpel daherkommt. Grundsätzlich ist Rap eine Form, die jungen Leuten schnell die Möglichkeit gibt, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Das ist oft sehr drastisch und politisch unkorrekt. Das gefällt mir und ist nach wie vor aktuell!
Möchtest du denn reich und berühmt werden wie die grossen US-amerikanischen Gangster-Rapper?
Nein, ich wüsste gar nicht, was ich mit dem Geld anfangen sollte. Und ich glaube, um reich und berühmt zu werden, müsste ich etwas anderes als Mundart-Rap in der Schweiz machen (lacht). Zum Beispiel Wirtschaft studieren oder so.
Auftritte
Buster Keaton
Live-Vertonung: Anna & Stoffner
Sa, 18.10., 19.00 Miller’s Studio Zürich
Woerdz-Festival mit Anna Frey, Guy Krneta und Ueli Apfelböck
So, 19.10., 14.00 Kleintheater Luzern