kulturtipp: Herr Wyss, leiden Sie beim «Echo der Zeit» an Unterbeschäftigung?
Samuel Wyss: Nein, wieso?
Weil Sie nebenher noch ein Studium in Freiburg absolvieren.
Ich bin damit fast fertig, aber im Moment steht die Uni hintenan. Dennoch bin ich eher überbeschäftigt, denn mein zweijähriger Sohn hält mich auf Trab.
Also Familie, «Echo» und Studium?
Genau, dazu kommt noch vieles anderes.
Exzessives Kartenspiel?
Nein, fast kein Sport, dafür viel Lesen und Zeit mit Freunden.
Wie sind Sie überhaupt zum «Echo» gekommen?
Meine Chefin Isabelle Jacobi ermunterte mich zur Bewerbung.
Was ist eigentlich spannend an dieser Sendung?
Man kann in unserer Zeit der schnellen und oberflächlichen Informationen intensiv recherchieren und Hintergründe ausleuchten. Als Moderator kann ich ausführliche Gespräche mit spannenden Personen führen.
Aber jede Sendung läuft gleich wie das Hochamt in der katholischen Kirche, einfach ein bisschen kürzer.
Also, das kann jeder Mitarbeiter auf seine Weise handhaben, Kreativität ist von jedem gefordert. Doch gibt es ein bewährtes inhaltliches Konzept, an das wir uns auch in Zukunft halten wollen.
Auf welche Quellen stützen Sie sich eigentlich bei Ihrer Arbeit? Das Internet ist ja eine unsichere Sache.
Das ist tatsächlich schwierig; natürlich setzen wir immer auf zwei Quellen. Aber die Nachrichtenagenturen schreiben einander gelegentlich ab, also müssen wir sehr vorsichtig sein und in alle möglichen Richtungen recherchieren.
Die Berichterstattung über Boko Haram in Nigeria ist wesentlich anspruchsvoller als über Brüssel.
Das ist so, aber wir sprechen ja immer mit verschiedenen Beobachtern vor Ort, nicht nur den SRF-Korrespondenten. Da erschliesst sich einem nach und nach, wie die Wahrheit etwa aussehen könnte.
Wären Sie nicht lieber als Reporter vor Ort statt im Studio?
Nein, bei dieser Hitze sitze ich gerne im klimatisierten Radiostudio.
Also bitte, es gibt auch coole Ecken auf dieser Welt.
Aber mit meiner Familie ist es mir hier in Bern sehr wohl, ich wohne nahe bei meinem Arbeitsplatz.
Sind Sie ein Newsjunkie?
Ja, sonst kommt man nicht zu dieser Sendung.
Sie schalten morgens zuerst den Radioapparat ein, wenn der Kleine nicht gerade schreit.
Er weint ja fast nie mehr. Ich höre am Morgen SRF 4 News und informiere mich online über laufende Themen. Vor allem am Abend lese ich sehr viel.