kulturtipp: Caroline Lüchinger, schlafen Sie gut?
Caroline Lüchinger: Ja, wunderbar; warum?
Sie gehen bestimmt nachmittags um 4 Uhr ins Bett, damit Sie am frühen Morgen vor dem Mikrofon frisch sind.
Nein, eher um 8 statt um 10 Uhr abends.
Wie bereiten Sie sich am Morgen zu unchristlicher Zeit auf eine Sendung vor?
Ich gehe gerne gut vorbereitet in eine Sendung, um möglichst wenig Hektik aufkommen zu lassen. Deshalb bin ich zwei Stunden zuvor im Studio. Also um 4 Uhr morgens, um rechtzeitig bereit zu sein.
Nach Mitternacht passiert ja nichts, da gibt es höchstens News aus den USA.
Sehr viel geschieht nicht, aber die Stimmung am Morgen ist anders. Ich will mich in die Zuhörerinnen und Zuhörer hineinfühlen, wenn sie gerade Zähne putzen oder Kaffee trinken. Das gehört auch zur Vorbereitung einer Sendung.
Sie sitzen mit der Zahnbürste vor dem Mikrofon?
Genau, die Aussprache leidet zwar ein bisschen; aber das schaffe ich schon.
Sind Sie eine weite Springerin?
Warum sollte ich?
Sie begannen beim Jugendradio Virus und sind bei Radio SRF 2 Kultur gelandet – musikalisch ein weiter Sprung.
Ich war damals zarte 22 Jahre alt, heute bin ich 15 Jahre älter und habe zwei Kinder. Ich habe mich seither etwas entwickelt.
Sie haben Anlauf geholt.
Genau, ich war damals die junge Wilde, das ist zwar immer noch in mir, aber ich bin etwas ruhiger geworden.
Was ist denn Ihr Musikprofil?
Das ist sehr breit, ich bin in einer Familie mit klassischer Musik aufgewachsen. In der Jugend kamen mit Virus Pop, Rock und Reggae dazu. Mit meinen Kleinen sind jetzt die Kinderlieder aktuell. Ich bin überzeugt, dass im Leben für jede Stunde andere Musik geeignet ist. Das ist sehr stimmungsabhängig.
Was hören Sie am Morgen beim Aufstehen?
Im Moment sehr viel Radio SRF 2 Kultur. Aber häufig muss ich Ruhe haben, auch wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.
Schlechte Werbung für einen Radiosender.
Nein, aber nach der Hektik des Alltags brauche ich Ruhe; dann kehrt die Energie zurück.
Reden Sie eigentlich gerne?
Ja, natürlich.
Ein grosser Teil der Hörer von Radio SRF 2 Kultur wünscht sich weniger Gerede in der Morgensendung.
Ich habe meine Vorgaben, wie lange geredet wird. Aber es gehört zu meiner Vorbereitung, auf den Punkt zu sprechen und nicht langfädig zu sein. Ich will dem Hörer nur das sagen, was er braucht.
Das ist ja genau umstritten. Die einen wollen nur Musik, die andern möglichst viel Informationen zu Interpreten, Dirigent usw.
Es kommt auf das Musikstück an; ich werde mal mehr oder mal weniger dazu sagen – je nachdem.