Der Philosoph und Designtheoretiker Florian Arnold findet klare Worte: «Kult, aber Quatsch». Vorgenommen hat er sich die im Alltagsgebrauch völlig untaugliche Zitronenpresse «Juicy Salif», die der Stardesigner Philippe Starck 1990 für die italienische Firma Alessi entworfen hat. Arnold analysiert und urteilt scharf. Die Webvideoreihe nennt sich «Design und Strafe». Am Schluss wird dem Objekt genüsslich der Garaus gemacht, ausserirdische Strahlen schiessen auf die Presse. Per Kettensäge und Benzin geht es dem unbequemen «High-Heels-Stuhl» an den Kragen. Auch so ein Objekt, das die Welt nicht brauchen kann.
Virtuelle Museumsbesuche
Die vierminütigen «Design und Strafe»-Beiträge gehören zu den eigens produzierten Videos im Angebot von ZDFkultur. Kurz sind auch weitere Neuheiten. In der Reihe «Oper für Ungeduldige» hat Moritz Eggert die schwierige Aufgabe, zum Beispiel das Mozart-Werk «Die Zauberflöte» in nur gerade zwei Minuten zu erklären. Bis zu zehn Minuten Zeit nimmt man sich bei «MonoDrama», mit dem Anspruch, Theater-Klassiker ins digitale Zeitalter zu übersetzen.
Im selbst gewählten Tempo kann man auf ZDFkultur Kunst geniessen. Das entsprechende Gefäss nennt sich «Digitale Kunsthalle». Es ermöglicht virtuelle Museumsbesuche, bei denen man sich durch die Räume klicken kann. Aufgeschaltet als interaktive Kunsterlebnisse sind bereits «Thomas Mann in Amerika», «Cranach in Weimar» und, aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Ausstellung «Gerhard Richter, Auftragsbildnisse».
Beim «interaktiven Tool» mit dem Titel «Dein Buch» ergeben sich spielerisch individuelle Literaturempfehlungen, die mit Rezensionen in Text und Bewegtbild verknüpft sind. «Lass uns reden!» nennt sich das Format, bei dem mit «aspekte»-Moderator Jo Schück der Streitgesprächskultur gehuldigt wird.
Eine erste Folge der ZDFkultur-Kurzdoku-Reihe «Upcoming Places» ist bereits produziert. Dabei stellen Kulturschaffende ihre Stadt Tel Aviv vor. Modemacherin Michal Hidas, ausgezeichnet mit dem Fashion Humanitarian Award, führt etwa an ihre Lieblingsorte und verrät Entdeckenswertes.
Teils anregende Häppchenkultur
ZDFkultur bietet insgesamt einen bunten Strauss an Kulturangeboten, geordnet nach den Rubriken «Reise/Genuss», «Debatte», «Musik/Theater», «Kabarett», «Kino/Gaming», «Lesen», «Kunst/Design». Wobei die exklusiven Beiträge eine oft verspielte Häppchenkultur pflegen, nicht ohne Reiz, wo vor allem auf Kürze und Schnelligkeit gesetzt wird. Im schlechten Fall wirkt es flüchtig, im besten Fall anregend.
Unter ZDFkultur sind nebst den neuen Beiträgen die einschlägigen Kulturangebote in der Mediathek zusammengeführt, wo sich Sendungen von ZDF und 3sat wie «aspekte» und «Kulturzeit» im Nachhinein abrufen lassen. Die bestehenden und die neuen Formate öffnen gemeinsam einen «digitalen Kulturraum», der durchaus ausbaubar scheint, aber vielversprechend gestartet ist.
Internet-Fernsehen www.zdfkultur.de