Ingrid Bergman - «Am liebsten spiele ich ernste
Sie war die Schwedin in Hollywood – gefeiert, verteufelt und wieder gefeiert. arte ehrt Ingrid Bergman in ihrem 30. Todesjahr mit einem <br />
Themenabend.
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Kulturtipp 05/2012
Letzte Aktualisierung:
12.11.2019
Urs Hangartner
Sie kannte Höhen und Tiefen. Das grosse Publikum verehrte sie und verstiess sie. Und sie konnte es zurückerobern. Im Rückblick fand Ingrid Bergman die Formel, welche das Image ihrer Karriere umschreibt: «Ich ging den Weg von der Heiligen zur Hure und zurück zur Heiligen, alles in einem einzigen Leben.» Dabei bereute sie nichts in ihrer Bilanz: «Ich hätte nicht so gelebt, wie ich es getan habe, wenn ich mich darum gekümmert hätte, was die Le...
Sie kannte Höhen und Tiefen. Das grosse Publikum verehrte sie und verstiess sie. Und sie konnte es zurückerobern. Im Rückblick fand Ingrid Bergman die Formel, welche das Image ihrer Karriere umschreibt: «Ich ging den Weg von der Heiligen zur Hure und zurück zur Heiligen, alles in einem einzigen Leben.» Dabei bereute sie nichts in ihrer Bilanz: «Ich hätte nicht so gelebt, wie ich es getan habe, wenn ich mich darum gekümmert hätte, was die Leute sagen.»
Was dermassen Skandalöses war denn geschehen? Am Anfang stand ein Brief nach Italien: Ingrid Bergman schickte 1949 dem italienischen Neorealismus-Regisseur Roberto Rossellini bewundernde Zeilen. Rossellini schrieb ihr darauf in seinem Film «Stromboli» die Hauptrolle auf den Leib. Während der Dreharbeiten funkte es zwischen ihnen, zu einer Zeit, als beide noch verheiratet waren. Ingrid Bergman verliess für den Italiener ihren schwedischen Ehemann und die elfjährige Tochter. Der erste gemeinsame Sohn Roberto junior kam 1950 unehelich zur Welt. Der Skandal war perfekt. Es hagelte einen Sturm der moralischen Entrüstung; der bejubelte Hollywood-Star wurde in den USA zur Persona non grata erklärt. Sieben Jahre lang kam in den USA kein einziger Film mehr mit Ingrid Bergman in die Kinos.
Nach der Trennung von Rossellini, mit dem sie fünf Filme gedreht hatte, kehrte Bergman triumphal zurück: Ihr Hollywood-Comeback «Anastasia» von 1956 brachte ihr den zweiten Oscar als beste Schauspielerin. Mit dem Glamour Hollywoods konnte sie sich persönlich zwar nie anfreunden. Aber sie arbeitete mit den ganz grossen Namen des Films wie Curtiz, Hitchcock, Milestone, Cukor, Fleming, Renoir. Ingrid Bergman hat insgesamt 50 Filme mit den wichtigsten Regisseuren gedreht – «Casablanca», «For Whom The Bells Toll», «Lady Alquist».
Ihr allerletzter Kinofilm sollte «Herbstsonate» (1978) unter der Regie ihres Namensvetters Ingmar Bergman werden. Und ganz zuletzt, 1982, verkörperte sie in einer Mini-TV-Serie die israelische Premierministerin Golda Meir. Den Kampf gegen den Krebs verlor Ingrid Bergman an ihrem 67. Geburtstag am 29. August 1982 in London.
Ingrid Bergman war Schauspielerin mit Leib und Seele, und von Kindsbeinen an wollte sie nichts anders. Es blieb ihr lebenswichtig. «Wenn man mir das Schauspielen nimmt, höre ich auf zu atmen», sagte sie. Und sie betonte: «Am liebsten spiele ich ernste Rollen.»