Illustrierter Band: Tierische Anekdoten
Der österreichische Autor Martin Thomas Pesl unternimmt in seinem neuen «Buch der Tiere» einen unterhaltsamen animalischen Streifzug durch die Weltliteratur.
Inhalt
Kulturtipp 01/2018
Babina Cathomen
Zwischen menschlichen Tieren und tierischen Menschen sind die Grenzen verschwommen – in der Literatur wie anderswo. Martin Thomas Pesl hat 100 animalische Figuren aus Prosatexten von der Antike bis heute ausgegraben. Er stellt sie nun mit witzigen Illustrationen von Kristof Kepler vor – und fördert teilweise Überraschendes zutage. Von Franz Kafka zum Beispiel wählt er nicht den berühmten Käfer aus «Die Verwandlung», sondern den Affen ...
Zwischen menschlichen Tieren und tierischen Menschen sind die Grenzen verschwommen – in der Literatur wie anderswo. Martin Thomas Pesl hat 100 animalische Figuren aus Prosatexten von der Antike bis heute ausgegraben. Er stellt sie nun mit witzigen Illustrationen von Kristof Kepler vor – und fördert teilweise Überraschendes zutage. Von Franz Kafka zum Beispiel wählt er nicht den berühmten Käfer aus «Die Verwandlung», sondern den Affen Rotpeter. Dieser hält in der Erzählung «Ein Bericht für eine Akademie» vor Wissenschaftlern einen Vortrag über die Freiheit, die er für überbewertet hält. Rotpeter erlangt im Varieté Berühmtheit und führt – ganz menschlich – einen ausschweifenden Lebensstil. «Für die Journalisten, die über ihn schreiben, hat er tierische Schmähvokabeln parat und reagiert auf sie mit Kommentaren in der Patzigkeit eines Donald-Trump-Tweets», beschreibt Autor Pesl das äffische Verhalten.
Von den «Schwimmenden und Tauchenden» bis zu den «Kletternden und Hangelnden» unterteilt Pesl die Tierarten in zwölf Kapitel. Nebst unbekannteren Figuren sind im Band «Das Buch der Tiere» die Klassiker wie Moby Dick, Bambi, Günter Grass’ Butt, Don Quijotes Pferd Rocinante, die Schlange aus dem Alten Testament oder Pu der Bär vertreten. Pesl widmet jedem Tier eine Doppelseite, beschreibt ihre Rolle in der Literatur, ihr Verhalten und stellt teilweise überraschende Querbezüge zu aktuellen Themen her.
Am Schluss fügt er einen kurzen Steckbrief an. «Schwäche: Exhibitionismus», heisst es etwa zu Rotpeter. Oder zu Moby Dick: «Ernährung: Seemannshaxe», «Natürlicher Feind: Kapitän Ahab», «Artenschutz: nicht empfohlen». Aus der Schweizer Literatur ist Martin Suters genmanipulierter rosa Mini-Dickhäuter Sabu Barisha aus dem Roman «Elefant» vertreten. «Knuddelfaktor: 5 Sterne».
Nach dem «Buch der Schurken» (2016), in dem Pesl die «100 genialsten Bösewichte der Weltliteratur» vorstellte, liefert der Autor nun wiederum einen verspielt-witzigen Band, der Lust macht aufs Schmökern in den Originaltexten.
Buch
Martin Thomas Pesl
Das Buch der Tiere. 100 animalische Streifzüge durch die Weltliteratur
Illustriert von Kristof Kepler
244 Seiten
(edition atelier 2017).