Tilda Swinton und Tom Hiddleston erleben als Vampire Eve und Adam im neusten Film «Only Lovers Left Alive» von Jim Jarmusch einen magischen Moment, der gute fünf Minuten dauert: Sie besuchen zufälligerweise eine Musikbar in der Altstadt von Tanger. Nach einem Song sagt Adam zu Eve über die faszinierende Sängerin: «Ihr Name ist Yasmine, sie wird bald berühmt sein.»
Es ist Yasmine Hamdan, die dank Regisseur Jim Jarmusch einem breiteren Publikum bekannt wird. Er hatte Hamdan ein paar Jahre zuvor bei einem Festival entdeckt und gefragt, ob sie in seinem nächsten Film auftreten möchte.
Im Underground
So ist es dazu gekommen: Yasmine Hamdan spielt als Sängerin sich selbst, und sie hat eigens für den Film den Song «Hal» komponiert. Berühmt war Yasmine Hamdan im Libanon schon zuvor. Hier gehörte sie als fester Wert zum musikalischen Underground, wurde gar als Ikone dieser speziellen Pop-Ausprägung verehrt. Zusammen mit dem nicht verwandten Zeid Hamdan bildet sie das Elektropop-Duo Soapkills. Die beiden gründeten diese Band Ende der 1990er-Jahre und eckten bei den offiziellen Stellen an. Es behagte den Behörden gar nicht, dass die zwei sich mit ihrem westlichen Sound künstlerische Freiheiten erlaubten und textlich kein Blatt vor den Mund nahmen.
Yasmine Hamdan, Jahrgang 1976, lebt inzwischen in Paris. Fern von der Heimat war sie bereits als Kind, denn ihre Eltern flüchteten während des Libanon-Krieges. Sie zog fortan als Nomadin durch arabische Länder und Griechenland. Und kehrte nach Beirut zurück, wo sie die befreiende Kraft der Musik kennenlernte.
Eigene Songs
Das erste Solo-Album bietet – in einem Mix zwischen akustisch und elektronisch – eigene Songs aus der Feder von Yasmine Hamdan sowie Interpretationen von Liedern aus Kuwait, Ägypten und dem Libanon. Dabei baut die Sängerin auf alte Musik, die sie in jungen Jahren entdeckt hatte. Zum Schlüsselerlebnis wurde ihr die syrische Sängerin Asmahan (1917–1944), die in den 1940er-Jahren arabische Tradition mit westlichen Instrumenten verwob. Daraus ergab sich eine für die damalige Zeit moderne Musik. Das macht auch Yasmine Hamdan: Sie besinnt sich auf die Tradition und überwindet sie gleichzeitig. Sie verbindet das kulturelle Erbe der arabischen Welt harmonisch mit den heutigen (technischen) Mitteln des Westens.
Globalisierte Musik
Die besonderen arabischen Gesangstechniken interessieren Yasmine Hamdan nicht: «Es geht mir um Gefühl und Ausdruck. Ich singe arabisch wie ein Punk», sagt sie. Sie will mit ihren Liedern Stimmungen transportieren, ohne dass man die Texte verstehen muss.
Normalerweise nennt man so etwas «Weltmusik». Eine Etikette, die ihr selbst gar nicht behagt. Darum besser: Es ist die weltläufige Musik einer Kosmopolitin, globalisiert in einem guten Sinn.
Konzert
Yasmine Hamdan
Di, 29.4., 21.00 Club im Engel Stans
CD
Yasmine Hamdan
Ya Nass
(Crammed 2013)