Erst wirkt er etwas verstimmt, der schöne Troubadour. Soeben hat er an der Pädagogischen Hochschule eine Prüfung absolviert, die mässig verlaufen sei. Das Auswendiglernen von Wissen möge er nicht, sagt er bei einer Ovomaltine in Bern, wo er in einer Dreier-WG lebt. Nebst einem abgeschlossenen Biochemie-Studium und seiner Bühnen- und Filmkarriere will er es nun auch als Lehrer versuchen. Und schliesslich sei die Biochemie gar nicht so weit vom Humor entfernt: «Bei beidem ist analytisches Denken nötig. Ich mag den entlarvenden Humor, der etwas analysiert und so formuliert, dass es einem wie Schuppen von den Augen fällt.»
Vielseitigkeit
Diesen Humor pflegt Nils Althaus in seinen kabarettistisch-musikalischen Bühnenprogrammen. Etwa im neuen Soloprogramm «Ehrlich gheit»: In einer Nummer nimmt er Wilhelm Tell aufs Korn und fragt sich, warum einer zum Volkshelden wird, der einem andern in den Rücken schiesst – und das Leben des eigenen Sohnes aufs Spiel setzt, anstatt einen Hut auf dem Stock zu grüssen. «Ein seltsames Verhalten, finde ich», sagt Althaus und grinst nun besser gelaunt. Im neuen Stück beschäftigt er sich mit den Themen Ehrlichkeit und Schönfärberei und wechselt dabei zwischen verschiedenen Figuren: Vom verklemmten Basler Lehrer und Anthroposophen über den schwäbelnden Abwart bis zum Ostschweizer Provinzpolitiker.
Persönlich am nächsten sei ihm der anthroposophische Lehrer, jedenfalls was das Tempo anbelangt: «In gewissen Sachen bin ich vielleicht etwas umständlich, nehme mir Zeit, während die andern beiden Figuren einfach drauflosschiessen.» Eine überraschende Aussage für ein Multitalent wie Althaus, der in flottem Tempo zwischen Filmset, Bühne, Aufnahmestudio und Lehrerberuf pendelt. Er nimmt es gelassen: «Für mich ist die Vielseitigkeit ein Lebensentwurf. Ich fühle mich darin ausgeglichener. Immer dasselbe zu machen, würde mich langweilen.» Nur ein Roman ist noch nicht in Planung. «Auf eine weitere einsame Tätigkeit habe ich keine Lust, schliesslich verbringe ich für meine Bühnenprogramme schon viel Zeit mit Schreiben.»
Spiel mit Identitäten
Mit der Hauptrolle im Hip-Hop-Streifen «Breakout» hat er sich 2007 in den Schweizer Shootingstar-Status hinaufkatapultiert. Filme wie «Happy New Year», «Tannöd» oder kürzlich die Hauptrolle als junger Dällebach Kari folgten. Auf eine bestimmte Figur festgesetzt wird er nicht: Vom smarten Hip-Hopper bis zum Stallburschen hat er schon alle Rollen gespielt. «Ich mag das Spiel mit Identitäten – und ich mag es, andere Seiten an mir auszuleben.» Besonders angetan hat es ihm die Rolle des fiesen Frauenhelds im Film «Mary und Johnny». «Das war mein erster Bösewicht und ich würde gerne noch mehr spielen. Nett bin ich ja schon im richtigen Leben.»
Ambitionen fürs Ausland hegt Althaus keine: «Zumindest zurzeit nicht. Ich habe mir in der Schweiz mit viel Aufwand und Leidenschaft etwas erarbeitet. Ich möchte nicht noch einmal von vorne anfangen …» Nun muss der Vielbeschäftigte aber weiter – ins Ballett. Nimmt der umtriebige Berner etwa auch noch Tanzstunden? Er winkt ab: Nein, nein, er schaue sich bloss eine Aufführung an. So ein Tausendsassa ist er dann doch nicht.
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