kulturtipp: Wann haben Sie letztmals einen Auftritt verpasst?
Albin Brun: Noch nie, warum …?
Mir wird beim Lesen Ihres Tourneeplans fast schwindlig.
Ich muss zugeben, dass ich meine Agenda sehr genau führen und konsultieren muss.
Worin liegt der Reiz, auf so vielen Hochzeiten zu tanzen?
Musik ist reich, und mich interessiert vieles! Hinzu kommt, dass ich vom Musizieren lebe. Viele Musiker spielen in mehreren Bands, um überleben zu können.
Ihre Vielfalt ist aber doch die Ausnahme.
Ich habe grössten Respekt vor Leuten, welche die Reduktion und die Tiefe suchen. Selber versuche ich, die Vielfalt zu leben, ohne an der Oberfläche zu bleiben.
Haben Sie denn so viel zu sagen, dass zwei oder drei Bands dafür nicht ausreichen?
Ich habe das Glück, mit vielen Musikern zusammenarbeiten zu können. Weit schwieriger, als Neues anzureissen, ist das Aufhören. Selbst logistisch so aufwendige Projekte wie die Band Kazalpin mit Sängerinnen aus Minsk kann und will ich weiterpflegen. So werden die Bands halt immer zahlreicher …
Ihre Kreativität scheint grenzenlos. Worin gründet sie?
Ich schöpfe viel aus der Natur, bin oft in den Bergen oder am Meer. Als Musiker habe ich zudem diverse Länder bereist und Inspirationen gefunden. Es ist zum Beispiel spannend und herausfordernd, asiatische Einflüsse auf dem Schwyzerörgeli zu adaptieren.
Oder auf dem Sax, das Sie ja auch spielen.
Früher spielte ich noch etliche andere Instrumente. Bis mir ein guter Freund riet, mich auf eines zu konzentrieren. So habe ich jahrelang nur Sax gespielt. Aber seither sind wieder einige Instrumente dazugekommen.
Kann dieses Interesse, gepaart mit Ihrer multiplen Begabung, zum Fluch werden?
Diese Gefahr besteht tatsächlich. In der Band La Grischa mit Corin Curschellas spiele ich fast jedes Stück auf einem anderen Instrument. Im Studio ging das ja, aber bei Konzerten fluche ich manchmal, wenn ich noch am Aufräumen bin und die anderen längst an der Bar stehen. Doch der «Fluch» ist ja ein selbst gewählter.
Auch stilistisch schöpfen Sie aus dem Vollen: Folk, Jazz, Volksmusik …
Ich denke nicht in solchen Schubladen. In meiner Musik fliessen verschiedene Stile ineinander.
Hört man Ihre «Pilatus-Suite», denkt man, Ihr Herz schlage für die Volksmusik.
Ich bin Luzerner, und das hört man auch. Früher spielte ich kaum Schweizer Musik, bis es mich drängte, meine Wurzeln in die Musik einzuflechten.
In Luzern unterrichten Sie auch. Wie finden Sie denn dafür Zeit?
Ich habe einige Schüler an der Kantonsschule und würde gerne mehr unterrichten. Hoffentlich nimmt das Interesse am Saxofon wieder zu. Ein Glück, habe ich so viele Bands und Projekte …
Informationen zu Konzerten und CDs: www.albinbrun.ch