Er kann nicht sein ohne Musik. Deshalb stellte sich Roy Nathanson, als selbst das nimmermüde New York in den Corona-Schlaf fiel, auf den Balkon seiner Brooklyner Wohnung und spielte für seine Nachbarn: 82 Abende lang. Die tröstlich-animierende Wirkung dieser Konzerte, mit denen er das Gute in den Menschen ansprechen wollte, packt der 72-jährige Saxofonist nun auch auf sein neues Album.

Es sind nicht 82, aber immerhin zehn Songs, die das weite Spektrum dieses Musikers abstecken, der einst mit John Lurie bei den Lounge Lizards spielte, später mit Ikonen wie Debbie Harry und Elvis Costello, dabei aber stets von Jazz getrieben war. Nathanson verarbeitet in seiner erdig-verqueren Spielweise Traditionals wie «Go Down Moses», wagt sich an Monks «Green Chimneys» ran oder an die Pophymne «Bridge over Troubled Water», verlinkt mit eigenen Kompositionen. Ein klangvolles Statement von vibrierender Menschlichkeit.

Roy Nathanson
82 Days
(Yellowbird/Enja 2023)