Hörspiel: Zwei Männer im Schnee
SRF-Regisseur Geri Dillier hat sich erneut eines Textes von Arno Camenisch angenommen. «Der letzte Schnee» überzeugt als Hörspiel aber nur teilweise.
Inhalt
Kulturtipp 04/2019
Frank von Niederhäusern
Die Momente, in denen sie wirklich miteinander reden, sind selten. Paul und Georg erklären sich gegenseitig die Welt, erinnern sich an Gewesenes, Verschwundenes und schlittern dabei oft ins Monologisieren. Die beiden bärbeissigen Bündner treffen sich täglich zur Arbeit am Skilift und sinnieren über das Ausbleiben des Schnees und der Touristen.
Bettet Autor Arno Camenisch die beiden Figuren in seinem 2018 beim Engeler-Verlag erschienenen Buch in szenische Bes...
Die Momente, in denen sie wirklich miteinander reden, sind selten. Paul und Georg erklären sich gegenseitig die Welt, erinnern sich an Gewesenes, Verschwundenes und schlittern dabei oft ins Monologisieren. Die beiden bärbeissigen Bündner treffen sich täglich zur Arbeit am Skilift und sinnieren über das Ausbleiben des Schnees und der Touristen.
Bettet Autor Arno Camenisch die beiden Figuren in seinem 2018 beim Engeler-Verlag erschienenen Buch in szenische Beschreibungen ein, hat er sich für seine Hörspielbearbeitung auf Gesagtes konzentriert. Das macht natürlich Sinn. Der Georg aber, der im Buch weit weniger spricht als der Paul und als introvertierter Sonderling erscheint, wird im Hörspiel fast zur Plaudertasche. Das ist schade, weil damit sein Charakter beschnitten wird.
Dennoch ist «Der letzte Schnee» prädestiniert für ein Hörspiel. Erfolgsautor Camenisch schreibt in gesprochener Sprache voller Helvetismen und Romanismen. Seine Texte wurden schon mehrfach für Bühne und Radio adaptiert. Nach «Ustrinkata» (2012) und «Fred und Franz» (2014) hat er mit SRF-Regisseur Geri Dillier nun erneut einen seiner Texte zum Klingen gebracht.
Hörenswert ist «Der letzte Schnee» allemal. Tonmeister Franz Baumann mischt wunderbar atmosphärische Geräusche bei – von knirschendem Schnee bis zum singenden Skilift. Die Musik stammt von Jul Dillier, Sohn des Regisseurs und ein sensibler Tonkünstler, der mit Harmonium-Klängen passende Stimmungen skizziert.
Die beiden Figuren sprechen Ueli Jäggi und Stefan Kurt. Zwei grosse Namen der Schweizer Schauspielergilde, aber leider keine Bündner. Zwar beherrschen sie das helvetisch getönte Deutsch. Typische Camenisch-Kreationen aber wie «Cofferteckel» oder das repetitive «kasch tenka» klingen beim Solothurner Jäggi und beim Berner Kurt unecht. Da hätte es träfere Stimmen gegeben.
Der letzte Schnee
Von Arno Camenisch
Regie: Geri Dillier
Fr, 15.2., 20.00 SRF 1