Hörspiel - Vom Theaterstück zum Hörspiel
Jens Nielsen hat einen seiner Bühnentexte fürs Radio adaptiert. Bald gibts ein neues Stück aus seiner Feder. Und er will erstmals einen Roman schreiben.
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Kulturtipp 26/2012
Urs Hangartner
Ein Schauspiel fürs Radio: «Keine Aussicht auf ein gutes Ende» heisst das Theaterstück (2011), das nun unter dem Titel «Mit den Waffen einer Maus» als Hörspiel gesendet wird. Der 46-jährige Autor Jens Nielsen ist ein Vielseitiger: Hörspielautor und Verfasser von Solostücken, die er gleich selber spielt. Und er schreibt Theatertexte, die seit 2007 von der Theaterformation Trainingslager inszeniert werden.
Nielsen ist im Aargau au...
Ein Schauspiel fürs Radio: «Keine Aussicht auf ein gutes Ende» heisst das Theaterstück (2011), das nun unter dem Titel «Mit den Waffen einer Maus» als Hörspiel gesendet wird. Der 46-jährige Autor Jens Nielsen ist ein Vielseitiger: Hörspielautor und Verfasser von Solostücken, die er gleich selber spielt. Und er schreibt Theatertexte, die seit 2007 von der Theaterformation Trainingslager inszeniert werden.
Nielsen ist im Aargau aufgewachsen. Seit seiner Ausbildung an der Schauspiel-Schule lebt er in Zürich. Hier hat er für eigene Projekte zusammen mit der Autorin und Schauspielerin Aglaja Veteranyi (1962–2002) die Theatergruppe «Die Engelsmaschine» gegründet. Leseperformances zu Veteranyis Roman «Warum das Kind in der Polenta kocht» führten die beiden über den deutschsprachigen Raum hinaus bis nach England, Spanien oder Polen.
Im Hörspiel «Mit den Waffen einer Maus» sind tragikomische Antihelden am Werk: Ein Filmemacher, ein Edelstatist und ein Faktotum. Die drei verkannten Genies wollen ein Roadmovie drehen. Das bereitet ihnen grosse Mühe und enthält entsprechend viel Komik, wenn die Gescheiterten mit ihrem Projekt hadern oder über Fragen räsonieren. Typisch Nielsen: Die Protagonisten des Hörspiels haben eine eigene Sprache mit auffällig fragmentarischen Sätze, die abbrechen, ohne dass ein Gedanke zu Ende gesprochen ist. Nielsen schätzt sich glücklich, das Radio künstlerisch zu nutzen: «Ich finde es wunderbar, mit einem Hörspiel potenziell 50 000 Zuhörer zu erreichen.» Klar, wenn man bedenkt, wie lange man ein Stück auf einer Theaterbühne spielen müsste, um ein so grosses Publikum zu erreichen.
Wenn es im Hörspiel um ein Roadmovie geht, liegt es nahe, das auditive Medium mit bewegten Bildern zu verknüpfen. Die Hörspielaufnahmen sind mit fünf Kameras gefilmt worden. Das Video ist ab dem Sendedatum im Internet zu sehen.
Neue Sprache finden
Nielsen bereitet zudem mit seiner Theaterformation Trainingslager ein neues Stück vor, das ab Mai 2013 zu sehen ist: «Sicht auf nichts oder Die Legende vom Rest». Es spielt in der Schweiz nach dem Klima-GAU. Nielsen: «Das Faustrecht herrscht. Die vier Figuren im Stück entwickeln sich zurück zu Primaten, und sie versuchen, sich nach eigenen Gesetzen einen neuen Lebensraum in der untergegangenen Zivilisation zu bauen.»
Der Name Nielsen sorgt dafür, dass das Ganze nicht zu einem düsteren Katastrophen-Theater wird. Sein typisches Universum ist das Skurrile, das Surreale und das Komische. Er liebe es, «Fantasie und Realität in meinen Texten zu verbinden». Und das Tragische mit dem Komischen, «die eh nah beieinanderliegen», meint er. Übrigens: «Der tragikomische Don Quixote ist meine Lieblingsfigur.»
Bis Ende Januar weilt Nielsen in London. Ein Werksemester der Landis & Gyr Stiftung ermöglicht ihm den Aufenthalt in einem kleinen Atelierhaus. Natürlich ist vor allem Schreiben angesagt. Der Theater- und Hörspielautor versucht sich dabei in einer für ihn neuen literarischen Gattung. Er verrät: «Ich schreibe an einem Roman und bin daran, eine neue Sprache zu finden.»
Videofassung im Netz auf www.srf.ch