«Verehrtes Publikum, das wärs gewesum», verkündet der Bänkelsänger (Jürg Kienberger) am Ende. Zu Beginn singt er zu flotter Barockmusik von «Netflix-Glotzeritis », «WLAN interruptus » oder «Virus-Kokolores». Es ist ein lustiges Stück, das die Autoren Johannes Mayr und Wolfram Höll verfasst haben. «Die eingebildete Maske» variiert Molières letzte Komödie «Der eingebildete Kranke» von 1673. Hier wie dort geht es turbulent zu und her. Und damals wie heute sind Scharlatane am Werk. Das neue Hörspiel nimmt alte Motive auf, um sie ins Heute zu überführen, ins Zeitalter von Corona und Irrglauben. Alles nimmt im Bus seinen Anfang. Fahrerin Anett (Charlotte Müller) hat einen Passagier rausgeworfen. Nicht etwa, weil er keine Maske trug, im Gegenteil. Ein Video der Szene geht ins Netz. Anett wird wider Willen zur «heiligen Anett vom Omnibus ». Sie will sich ein Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht besorgen und wendet sich an einen gewissen Doktor Sganarelle (schön schmierig: Hans-Georg Panczak). Er verkauft ihr eine unsichtbare Maske. Ein Scharlatan vor dem Herrn und ein gieriger Geselle.

Ein verlogener Typ als Koch an der Schule
Mit ins Spiel kommt ein Mann namens Hilda Attelmann (köstlich: Christoph Maria Herbst). Das ist eine Verballhornung von Attila Hildmann, dem realen deutschen Rechtsextremen und Verschwörungstheoretiker, im Hauptberuf veganer Koch und Internet-Phänomen. An der Schule von Anetts Tochter Lucy (Lucia Kotikova) ist er für eine Kochshow gebucht, bei der gesungen wird. Am Ende kommt heraus, wie es Attelmann heimlich mit dem Impfen hält. Lucy hat es schon geahnt: «Dieser Typ ist bescheuert, verlogen und gierig. » Fazit: Die Welt will betrogen werden.

Die eingebildete Maske
Regie: Ulrich Bassenge
Sa, 5.11., 20.00 Radio SRF 2 Kultur