1989 erschien sein dritter Roman «Die kalte Schulter», für viele sein bester von insgesamt sieben, die er zeitlebens veröffentlichte. Es ist ein typischer Text für Markus Werner: Das Traurige, Schwere verbindet sich mit dem Komischen, Leichten.
«Im teilweisen Vollbesitz meiner Geisteskraft verpflichte ich mich gegenüber Judith Neretsa, nie mehr in den Keller der Firma Krebs hinabzusteigen, mich auch nicht mehr von Wetter, Weltlauf und anderen Rätseln niederzwingen zu lassen, sondern mutig das Meine zu tun. Die Zwerge mögen mir leuchten.» So lautet ein Schwur, den der Protagonist Wank gegenüber seiner Liebe, Judith, formuliert. Wank, ein Maler, der das Malen aufgegeben hat, wird Judith allzu bald auf tragische Weise verlieren.
Gelungene sanfte Straffung
Der gebürtige Thurgauer Markus Werner, der 2016 in Schaffhausen verstorben ist, wäre am 27. Dezember 75 Jahre alt geworden. Das ist der Anlass für die Hörspiel-Grossproduktion, die Radio SRF gemeinsam mit dem Südwestrundfunk (SWR) angepackt hat. In Deutschland wird das Hörspiel bei SWR 4 ausgestrahlt, jenem Sender, der in seinem Programm im Unterschied zu SWR 2 Mundarthörspiele sendet. Mundart? Da fragt man sich, wie das mit dem Roman zusammengeht.
Es geht so: Uta-Maria Heim hat in ihrer Hörspielfassung Dialektpassagen für direkte Rede eingestreut. So werden einzelne Dialogszenen alltagsnah und lebendig. Die Schweizer Mundart soll signalisieren, wie sich Markus Werner ausdrücklich als alemannischer Autor definiert hat, auch wenn er selber hochdeutsch schrieb.
Ansonsten bleibt das Hörspiel dem Originaltext weitgehend treu. Grosszügig hat man stellenweise auf ganze Absätze des Romantextes verzichtet. Details können dezent umformuliert worden sein, bisweilen sind Sätze auch umgestellt. Die Kunst der sanften Straffung jedenfalls ist gelungen. Aus 160 Buchseiten sind zweieinhalb Stunden Hörspiel geworden. Eine schöne Würdigung für Markus Werner.
Der personelle Aufwand für «Die kalte Schulter» ist beträchtlich. Vor dem Mikrofon sind allein 30 Personen beteiligt, zum Teil in doppelter Rolle. Barbara Horvath und Helmut Berger teilen sich die Erzählstimme. In der langen Sprecherliste entdeckt man ein paar neckische Besetzungen: Kabarettist Gabriel Vetter interpretiert den bünzligen Kotzbrocken Hubert Müller. Oder Joachim Rittmeyer ist als Verkäufer im Zoo-Geschäft zu hören – er empfiehlt Wank als besonderes Mitbringsel «Kräcker», Leckereien für Judiths Wellensittich Max.
Mundartmonolog aus dem Roman «Froschnacht»
SWR 4 bringt das Hörspiel in drei Teilen. Bei Radio SRF 2 Kultur folgt die Ausstrahlung im Wochentakt in zwei Teilen. Radio SRF 1 sendet zudem die Produktion «Klemens» aus dem Jahr 2009, einen Mundartmonolog mit Hanspeter Müller-Drossaart, die Bearbeitung einer Passage aus Werners Roman «Froschnacht» von Geri Dillier (Mo, 16.12., 14.06).
Die kalte Schulter
Bearbeitung: Uta-Maria Heim
Musik: Malte Preuss
Regie: Reto Ott
Jew. So, 24.11./1.12./8.12., 21.03 SWR 4 BW
Online abrufbar: www.swr.de/swr4 } Baden Württemberg } Hörspiele
Jew. So, 22.12./29.12., 17.00 Radio SRF 2 Kultur