Heinrich Posthumus (H.P.) Anliker, Polizei-Kommissär aus Zürich, ist inzwischen berühmt geworden – «Sie waren im ‹Blick›», sagt einmal jemand. Oder der Dorfpolizist Meuli begegnet ihm mit den Worten: «Der Anliker? Der vom Schweizer Radio-Tatort?»
Der Kommissär hat sich erneut ins Berner Oberland, nach Meiringen, begeben. Er ist gesundheitlich angeschlagen und weilt hier zur Kur in der Privatklinik. Grund: Gehörsturz, Tinnitus.
H.P. Anliker leidet unter anderem an chronischer Schlaflosigkeit, cholerischen Ausfällen – und zu viel Alkohol. Eigentlich sucht er Ruhe und Heilung, als ihm ein Fall dazwischenkommt.
Eine Kinderleiche verschwindet
Im Hörspiel verständigen sich die Einheimischen untereinander im ureigenen Idiom, wobei ein paar Brocken der Berner Oberländer Mundart wie aus Franz Hohlers «Totemügerli» ertönen. Und auch die Folklore wird zelebriert: Trychlerfrauen sind aktiv. Sie wehren sich mit ihrem Glockenlärm – als einzige Waffe, die sie haben – gegen die «Sektenschwestern» im Dorf. Diese gehören zur sogenannten Auris-Sekte, die sich oben am Hang in einem alten Chalet eingenistet hat. Hier soll bald «das Kind» erscheinen zur grossen Verkündigung. Wobei sich nicht nur Anliker fragt: «Worum gehts bei dem Hokuspokus um dieses Kind?» Man solle ihn doch am liebsten «mit diesem Pipifax verschonen». Tatsächlich findet Anliker nachts im Wald eine Kinderleiche, die aber am nächsten Tag verschwunden ist.
Das wunderliche Treiben der Sekte wird auf rationale Füsse gestellt, der ganze Mumpitz entpuppt sich als erfunden und erlogen. Doch nicht ganz. Denn die Fortsetzung folgt. Eine erste Vorahnung wird im Hörspiel «Das dritte Ohr» am Schluss geliefert: «Die Stimmen kamen aus der Zukunft. Es wird alles noch viel schlimmer …»
Die Meiringer Hörspiel-Trilogie wird nächstes Jahr abgeschlossen. Damit endet das Lang-zeitprojekt des ersten SRF-Beitrags zur «ARD Radio Tatort»-Reihe. Während die erste Folge mit Anlikers Auftritt im Jahr 1891 spielte, ist die aktuelle Folge in der Gegenwart angesiedelt. Folge 3 spielt im Jahr 2056. Man darf gespannt sein.
Wie beim Fernseh-«Tatort» mit regionalen Ermittlern
In Deutschland blickt der ARD Radio Tatort auf eine erfolgreiche Tradition zurück: Seit dem Start 2008 finden die einzelnen Folgen, die im Monatstakt gesendet werden, über eine Million Zuhörer. Wie beim Fernseh-«Tatort» setzt man auf Ermittler, die in einer spezifischen Region tätig sind – von Bayern bis Berlin, vom Saarland bis Hamburg, von Stuttgart bis Bremen. Insgesamt neun Regionen werden von den einzelnen ARD-Sendern berücksichtigt. Mit der Schweiz ist seit Ende 2019 eine zehnte dazugekommen. Alle bisherigen Folgen sind in der ARD-Audiothek abrufbar.
Das dritte Ohr
Von Matthias Berger, Gion Matthias Cavelty, Lukas Holliger
Regie: Susanne Janson
Mi, 13.5., 20.05 BR 2
Fr, 15.5., 20.03 Radio SRF 1
Fr, 15.5., 22.33 SWR 2
Sa, 16.5., 20.00 Radio SRF 2 Kultur
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