Hörspiel: Himmlische Kakofonie
Im letzten Teil der «Meiringer Trilogie» laden die Hörspielmacher von SRF in der Reihe ARD Radio Tatort zu einem opulenten Finale.
Inhalt
Kulturtipp 13/2021
Frank von Niederhäusern
«Sprechen Sie doch deutsch», fordert H.P. Anliker den einzigen Überlebenden eines Kollektiv-Suizids an den Reichenbach-Fällen auf. Dieser aber stammelt weiterhin unverständlich Einheimisches. Anliker, aus Zürich angereister Special Agent, soll das Phänomen des Himmelslärms klären, das die Leute in und um Meiringen um Schlaf und alle Sinne bringt. Bald merkt er: Nur der Überlebende und seine Trychel, die er für den klangvollen Kuhgl...
«Sprechen Sie doch deutsch», fordert H.P. Anliker den einzigen Überlebenden eines Kollektiv-Suizids an den Reichenbach-Fällen auf. Dieser aber stammelt weiterhin unverständlich Einheimisches. Anliker, aus Zürich angereister Special Agent, soll das Phänomen des Himmelslärms klären, das die Leute in und um Meiringen um Schlaf und alle Sinne bringt. Bald merkt er: Nur der Überlebende und seine Trychel, die er für den klangvollen Kuhglocken-Brauch nutzt, können ihm helfen.
Ermittlungen eines seltsamen Zeitreisenden
Hörspiel-Freunde wissen Bescheid: Willkommen in der «Meiringer Trilogie», mit der SRF 2 Kultur seit 2019 erste Beiträge zur Reihe ARD Radio Tatort liefert. Spielten die ersten beiden Folgen 1891 und 2020, schreibt man nun das Jahr 2056. Eine himmlische Kakofonie plagt die Bergler im Aaretal, und helfen kann einmal mehr nur der Zürcher Anliker. Einmal mehr? Tatsächlich ermittelt Anliker auch in der dritten Folge als seltsamer Zeitreisender in einer seltsamen Geschichte. Denn der futuristische Lärm gründet im Jahr 1891. Dies eruiert Anliker mit Hilfe seines Ohrenchips «Ear Force One», der ihm das zeitungebundene Lauschen ermöglicht. Verrückt? Genau, wie die ganze «Meiringer Trilogie», mit der das Autorentrio Matthias Berger, Gion Mathias Cavelty und Lukas Holliger ein fideles Amalgam aus «uganteligen» Sagen, Schweizer Erfindergeist und voralpiner Schrulligkeit schafft.
Entgegen ihrem urig klingenden Titel kommt die dritte Folge «Der letzte Trychler» in Science-Fiction-Manier daher. Nicht nur, dass H.P. Anliker mit seinem Chip zu einer Art Cyborg-Ermittler wird. Seine Vorgesetzte Divisionärin Galliker kommandiert vom schwebenden Fluggerät aus, kommuniziert wird irgendwie sphärisch. Die Handlung ist rasant und oft mehrschichtig, futuristisch klingt auch die permanente Klangspur von Ulrich Bassenge. Und doch hört sich alles schweizerisch an. Nicht nur der Trychler spricht urig, Helvetismen und Dialektwörter entweichen auch Anliker, Galliker oder dem Wissenschafter Scherrer. Dieser übrigens vermutet als Ursache des Himmelslärms die Gletscherschmelze. Doch H.P. Anliker schlägt den Bogen zurück zu seiner Schwester Alva, die 1891 mit einem Edison-Fonografen nach Meiringen kam. Alles unklar so weit? Viel Spass beim Anhören.
Der letzte Trychler
Regie: Susanne Janson
Mi, 16.6., 20.03 Bayern 2
Fr, 18.6., 22.05 SWR 2
Sa, 19.6., 20.00 SRF 2 Kultur
Abrufbar auf www.srf.ch/audio/hoerspiel