Zwei der produktivsten französischen Comic-Künstler haben für das fast schon grössenwahnsinnig angelegte Projekt vor 20 Jahren zusammengespannt. Ursprünglich hätten 300 «Donjon»-Alben entstehen sollen, herausgekommen sind immerhin 37. Ausgeheckt wurde der gezeichnete Zyklus von Joann Sfar und Lewis Trondheim, zwei Grössen der Comic-Szene. Sfar ist auch als Romanautor in Erscheinung getreten und versuchte sich mit Erfolg als Filmregisseur («Gainsbourg»).
Die Burg Donjon als Hauptschauplatz
Die ersten Bände haben Sfar und Trondheim gemeinsam getextet und gezeichnet, Hand in Hand; andere Zeichner gestalteten die weiteren Comic-Alben in ihrem jeweiligen Stil. Die Geschichten-Hoheit lag aber immer beim Kreativ-Duo Sfar und Trondheim.
Hauptschauplatz ist der Donjon, eine imposante Burg mit Kerkeranlagen – ein gewinnorientiertes Geschäftsmodell, «ein blühendes Unternehmen», das allerdings unzählige Verlierer mit sich bringt: Abenteurer zahlen Eintritt, um sich in den unterirdischen Verliesen und Gängen auf Schatzsuche zu begeben und sich illustren Widersachern entgegenzustellen, was mit Risiken verbunden ist. Denn die meisten verlieren ihr Leben im Kampf mit den vielen Monstern. Durchschnittsbilanz: 1000 Tote im Monat, aber auch 100 000 Goldstücke zugunsten der Donjon-Betreiber im selben Zeitraum. An einer Sitzung der Personal-Abgeordneten wird das offen ausgesprochen: «Unsere Kunden sind Trottel, die sich für Helden halten.» Um im Geschäft zu bleiben, ist der Don-jon auf «Tote in unglaublichen Mengen» angewiesen.
Mitten im turbulenten Geschehen behauptet sich als Held und Erzähler der Enterich Herbert von Vaucanson, seines Zeichens Hausmeisterlehrling. Er ist eine von vielen anthropomorphen Tierfiguren in der Geschichte: Das Wesen handelt menschlich und spricht, ist aber animalischer Natur.
Sämtliche Klischees der Gattung Fantasy vereint
An der Seite des Enterichs Herbert ist Marvin, der rote Drache, die rechte Hand des Donjon-Wärters. Nebst ihm gibts Katzen, Hasen sowie fantastische Ungeheuer, Skelette oder Riesentrolle. Auch Dinge können sprechen, wie Herberts Schwertgürtel, der ihm Ratschläge erteilt.
Der Comic-Zyklus bedient und veräppelt sämtliche Klischees der Gattung Fantasy und speziell die einschlägigen «Dungeon»-Rollenspiele. Da kommen Action und Abenteuer, Horror und Humor zusammen, da tummelt sich ein gruseliges Monster-Personal mit Zombies, Goblins, Orks, Vampiren.
SRF 2 Kultur hat fünf Bände aus dem Zyklus «vertont». «Donjon» als Hörspiele funktioniert dank witzigen Dialogen und atmosphärischen Tönen. Viel zu tun hat in dieser Produktion der hervorragende Geräuschemacher Wilmont Schulze. Die Musik (inklusive Sounddesign) von Karl Atteln schöpft aus dem Vollen. Es wird mit filmmusikalischem Orchesterpomp aufgefahren. Für viel irrwitziges Vergnügen ist gesorgt in diesem spassigen Fantasy-Spiel.
Donjon 1–5
Hörspielfassung
Regie: Wolfram Höll, Johannes Mayr
Jeweils So, 1.10.–29.10., 17.06 Radio SRF 2 Kultur
Äthersachen – Das Hörspielmagazin
Das Phänomen «Donjon»
Sa, 7.10., 20.00
Radio SRF 2 Kultur