«Das ist ja wie im Krimi: Seit Sie hier sind, läuft endlich wieder etwas.» Das Lob erhält der berühmte Kommissär Anliker (Michael Neuenschwander). Das ist der, der den Würger von Schwamendingen gefasst hatte. Jetzt ist er von Zürich ins Ber-ner Oberland gereist. Seine Schwester Alva soll an einem Kongress in Meiringen eine neumodische Erfindung vorführen, Geräte «mit so Tönen auf Walzen». Gemeint ist der Phonograph. Allerdings scheint Alva die Erfindung von Thomas Alva (!) Edison weitergeführt zu haben.
Es ist das Jahr 1891, das Hörspiel geht aber auch in die Zukunft. 2056 ist das letzte Jahr, das am Schluss genannt wird.
Es ist schliesslich ein fantastisches Stück, es gehört ins Krimifach, aber auch zur Gattung Retro-Science-Fiction. Darauf weist etwa die Kommentarstimme mit Autotune-Effekt hin.
Der Kongress des Titels ist genau besehen dies: «Erste internationale Welttagung der Gehirnanatomen in Meiringen». Internationale Koryphäen der Wissenschaft versammeln sich. Man vertritt noch ziemlich abstruse Theorien wie «Verbrecher werden als Verbrecher geboren», und «Frauen haben eine geringere Sensibilität als Männer». Gewisse Figuren bestätigen die These, dass Wissenschafter sehr wohl eine bis mehrere Schrauben locker haben und nicht ganz dicht sein können.
Natürlich gibt es in einem «Tatort» Tote. Man findet übel zugerichtete Leichen mit durchstochenen Trommelfellen, Zustand: «zom Tschuddere». Tatsächlich ist in dieser Produktion zwischendurch Schweizer Dialekt zu vernehmen: «Zündhölzli», «Chalberhirni», «Glögglifrosch», «die choge Zürcher». Oder «Trychler» (Anliker: «Ich kriege Kopfschmerzen von diesem Gebimmel»).
Das Hörspiel ist von etlichen Verweisen und Anspielungen durchdrungen, kommt als eine Art Wissenschaftskrimi aus alter (und neuer) Zeit daher und verzichtet nicht auf komische Elemente. Gute Unterhaltung garantiert.
Der dunkle Kongress
Von Matthias Berger, Gion Mathias Cavelty, Lukas Holliger
Regie: Susanne Janson
Mi, 11.12., 20.05 BR 2
Fr, 13.12., 20.03 SRF 1 & 22.03 SWR 2
Sa, 14.12., 20.00 SRF 2 Kultur