Hörspiel: Glaube, Liebe, Tod
Noch selten ist Rabbi Klein in eine derart komplexe Geschichte geraten. Entsprechend opulent hört sich die SRF-Hörspieladaption von Alfred Bodenheimers «Der böse Trieb» an.
Inhalt
Kulturtipp 21/2022
Frank von Niederhäusern
Wie gewohnt um diese Jahreszeit, erwartet Gabriel Klein seinen Bekannten Viktor Ehrenreich zum «Seelengespräch». Doch der Zahnarzt erscheint nicht beim Rabbi in Zürich. Ein Anruf klärt alles: Ehrenreich ist tot, erschossen. Klein steigt ins Auto und fährt sofort zu Ehrenreichs untröstlicher Witwe Sonja. Mit «Der böse Trieb» hat Alfred Bodenheimer letztes Jahr sei- nen sechsten Rabbi-Klein- Krimi vorgelegt. Es ist der bislang wohl komplexes...
Wie gewohnt um diese Jahreszeit, erwartet Gabriel Klein seinen Bekannten Viktor Ehrenreich zum «Seelengespräch». Doch der Zahnarzt erscheint nicht beim Rabbi in Zürich. Ein Anruf klärt alles: Ehrenreich ist tot, erschossen. Klein steigt ins Auto und fährt sofort zu Ehrenreichs untröstlicher Witwe Sonja. Mit «Der böse Trieb» hat Alfred Bodenheimer letztes Jahr sei- nen sechsten Rabbi-Klein- Krimi vorgelegt. Es ist der bislang wohl komplexeste Fall, und er führt den Zürcher Rabbi nicht wie üblich nur nach Basel. Der Tote lebte jenseits der Grenze bei Lörrach, war aber vernetzt bis nach Grönland und in den Kongo.
Mit zahlreichen namhaften Stimmen
Erneut hat Radio SRF Bodenheimers Krimi zu einem ausladend und atmosphärisch inszenierten Hörspiel-Dreiteiler gestaltet. Mit derselben, mehrfach erprobten Crew von Regisseur Buschi Luginbühl über Rabbi-Sprecher Hanspeter Müller- Drossaart bis hin zu Olivier Truan und seinem grandiosen Soundtrack von beschwingter Melancholie. Und mit zahlreichen weiteren, teilweise namhaften Stimmen wie Julia Jentsch oder Graziella Rossi. In der Zahnarztvilla von Inzlingen bei Lörrach trifft Rabbi Klein auf einen durchschossenen Konzertflügel. Der zweite Schuss habe ihrem Mann gegolten, sagt Sonja Ehrenreich. Sie bittet den Rabbi um die jüdische Grabrede. Bei deren Vorbereitung wird Kleins Neugierde geweckt. Seine Ehefrau Rivka seufzt nur, denn sie weiss, dass sie ihren Mann in den kommenden Tagen kaum mehr sehen wird. Kleins Ermittlungen kommen nur harzig voran, ständig stösst er auf neue Erkenntnisse, welche die bisherigen in Frage stellen. Kommt als erstes Tatmotiv Eifersucht in Frage, tauchen plötzlich unklare Beziehungen des Opfers zum internationalen Rohstoffhandel auf. Dann offen- baren sich schwere Ehekrisen, und aus «besten Freunden» werden dubiose Influencer. Alles scheint, folgert Klein, dem «bösen Trieb» zu folgen.
Letzte Regiearbeit von Buschi Luginbühl
Schriftsteller Alfred Bodenheimer pendelt zwischen Jerusalem und Basel, wo er als Professor für jüdische Literatur- und Religionsgeschichte tätig ist. Für «Der böse Trieb» schöpft er aus dem Vollen und gibt erneut tiefe Einblicke ins jüdische Leben. Denn er lässt Rabbi Klein auch mit seiner Cultusgemeinde in Zürich hadern und gegen überteuerte Importe von koscheren Lebensmitteln aus Israel kämpfen. Dabei spürt der Rabbi längst, dass er mehr Ruhe in sein Leben bringen sollte, wie ihm auch Rivka rät. Doch er kann nicht anders. Auf die Frage der vorläufig Tatverdächtigen Anouk, welche Rolle er eigentlich in dieser ganzen Geschichte spiele, antwortet Rabbi Klein: «Mir geht es um die Wahrheit.» «Der böse Trieb» ist die letzte Regiearbeit von Buschi Luginbühl für Radio SRF. Der mittlerweile 80-jährige Luzerner hat das Hörspiel während Jahrzehnten geprägt. Unvergessen sind Produktionen wie «Die Schattmattbauern » nach Carl Albert Loosli oder «Der Besuch der alten Dame» nach Friedrich Dürrenmatt sowie unzählige «Schreckmümpfeli»-Folgen.
Der böse Trieb
Regie: Buschi Luginbühl
Mo, 3.10./10.10./17.10.
Jeweils 14.06 SRF 1