Hörspiel: «Einem weiten Horizont entgegen»
Bayern 2 geht im Hörspiel «Alle Wege sind offen» mit der Schweizer Autorin Annemarie Schwarzenbach auf eine Reise. Sie machte sich 1939 und 1940 in den Osten auf.
Inhalt
Kulturtipp 01/2019
Urs Hangartner
«Zwei Frauen, allein unterwegs» auf einer abenteuerlichen Reise im Auto mit Bündner Nummernschildern: Der Ford mit 18 PS ist ein Geschenk des Vaters von Annemarie Schwarzenbach (1908–1942). Die Zürcher Millionärstochter und Autorin macht sich mit Ella Maillart aus Genf auf den Weg «nach Osten, einem weiten Horizont entgegen», von Triest über Zagreb nach Belgrad und Sofia, «schnurstracks nach Istanbul». Dann weiter in den Iran...
«Zwei Frauen, allein unterwegs» auf einer abenteuerlichen Reise im Auto mit Bündner Nummernschildern: Der Ford mit 18 PS ist ein Geschenk des Vaters von Annemarie Schwarzenbach (1908–1942). Die Zürcher Millionärstochter und Autorin macht sich mit Ella Maillart aus Genf auf den Weg «nach Osten, einem weiten Horizont entgegen», von Triest über Zagreb nach Belgrad und Sofia, «schnurstracks nach Istanbul». Dann weiter in den Iran, nach Afghanistan und schliesslich Indien.
Annemarie Schwarzenbach hat die Reise für gut 80 Artikel und Fotoreportagen genutzt, die sie in Schweizer Medien unterbringen will. Eine Auswahl davon ist erst im Jahr 2000 unter dem Titel «Alle Wege sind offen. Die Reise nach Afghanistan 1939/1940» in Buchform erschienen. Diese Reise ist eine Erkundung der äusseren Welt und des eigenen Ich der Autorin. Sie begreift ihr Unterwegssein als «ein konzentriertes Abbild unserer Existenz», als «Aufbruch» und «Befreiung». Doch sie muss ebenso erkennen, dass die Reise letztlich eine angebliche Freiheit ist – «in Wirklichkeit gnadenlos». Ernüchternd die Bilanz: «Gewiss doch: Alle Wege sind offen und führen nirgends hin. Nirgends hin.»
Schwarzenbach beobachtet und registriert alles mit wachem und sensiblem Geist: Alltag, Soziales, Kultur, Politik. Angesichts von «gespenstischen Erscheinungen» im iranischen «Faltengewand», Tschador, merkt sie an, wie diese wenig Menschliches an sich haben: «Wir schienen in einem Land ohne Frauen zu sein.»
Mehrstimmige Reiseimpressionen
Das Hörspiel bringt in 70 Minuten eine «Zusammenfassung» der Reise mit ausgewählten Textstellen des Buches. Für Abwechslung sorgt eine Mehrstimmigkeit, denn gesprochen werden Schwarzenbachs Impressionen von Wiebke Puls, Laura Mair und Paul Herwig. Den Worten sind Kompositionen von Saam Schlamminger unterlegt: Soundscapes, dissonante Tontexturen mit eingewobenen Anklängen an orientalische Melodien.
Alle Wege sind offen
Nach Annemarie Schwarzenbach
Bearbeitung: Stefanie Ramb, Katarina Agathos
Regie: Stefanie Ramb
Sa, 22.12., 15.05 BR 2