Ihnen war etwas Glamouröses eigen. Gerne wurde ihr Tun auch romantisch verklärt. Jedenfalls handelt es sich bei Bonnie Elizabeth Parker und Clyde Champion Barrow aus Texas um das wohl bekannteste Gangsterpaar der Geschichte.
Ihr Schicksal wurde mehrfach verfilmt, von Fritz Lang bis Arthur Penn. Ebenso fand das prominente Duo Eingang in die musikalische Popkultur. Berühmt geworden ist der Song «The Ballad Of Bonnie & Clyde» von Georgie Fame (1967, Platz 1 der englischen Charts); das Duett «Bonnie and Clyde» von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot schaffte es 1968 sogar in den USA in die Hitparade (Platz 12).
Eigenes Fundmaterial zum Hörspiel dramatisiert
Bonnie und Clyde waren privat wie beruflich miteinander verbunden, das heisst vor allem: ein schnelles kurzes Leben auf ständiger Flucht, das gewaltsam endet. Am 23. Mai 1934 werden sie in Bienville Parish, Louisiana, in einem Kugelhagel von der Polizei mit 150 Schüssen getötet. Sie ist noch keine 24, er knapp 25 Jahre alt.
Clyde wird bereits in den 1920er-Jahren gesetzeswidrig aktiv. Nach einem Gefängnisaufenthalt, bei dem er sexuell missbraucht wird, wandelt er sich vom Kleinkriminellen zum Gewaltverbrecher. Anfang 1930 begegnet er Bonnie. Gemeinsam im Duo oder zusammen mit einer Gang verüben sie ihre Straftaten, Mord, Kidnapping, Bankraub. Clyde gewinnt jede Verfolgungsjagd: Er hat das schnellste Auto, das zu seiner Zeit zu haben ist, einen Ford V8. Dieser bringt es auf ein Tempo von 90 Meilen pro Stunde.
Das Hörspiel ist deklariert als «nach einer wahren Geschichte». Das heisst auch, dass Hörspielautorin Simona Ryser sich nicht etwa auf einen Film beruft, der ein einschlägiges Bild des Gangsterpärchens zeichnet. Ryser hat eigene Recherchen angestellt und ihr Fundmaterial zum Hörspiel dramatisiert. Die Geschichte wird im historischen Kontext erzählt. Ein Grund für das Kriminell-Werden der beiden Jungen liegt nicht zuletzt in der wirtschaftlichen Lage des Landes. Er herrscht Depression, Wirtschaftskrise. In der Not werden sie illegal.
Originaltöne und zeitgenössische Songs
Bonnie ist musisch veranlagt und schreibt romantische Gedichte, die in Zeitungen abgedruckt werden. Sie hat, nachdem sie ihre Stelle als Kellnerin verliert, grosse Pläne: «Ich werde Sängerin eines Tages und berühmt werden.» Clyde wird im Hörspiel so charakterisiert: «Er war ein netter Junge, gutaussehend, charmant. Er sah eher aus wie ein Jurastudent.» Einmal reflektiert er seine eigene Lage so: «Du weisst, entweder bist du es oder sie sind es! Es ist so sinnlos, diese ganze Geschichte. Sie töten dich und du tötest sie.»
Zwischendurch bringt das Radio die neusten Nachrichten zum dramatischen Geschehen, Zeitungsverkäufer rufen laut ihre Schlagzeilen. Ins Hörspiel gestreut ist Musik von Philipp Schaufelberger; zeitgenössische Songs oder auch Gainsbourgs Chanson werden von der Zürcher Sängerin Lucia Cadotsch interpretiert. Ein besonderer Originalton beschliesst das Hörspiel: In einer historischen Aufnahme hört man Billie Jean Parker ein Gedicht ihrer Schwester Bonnie vortragen.
Bonnie und Clyde
Buch und Regie: Simona Ryser
Musik: Philipp Schaufelberger
Gesang: Lucia Cadotsch
Fr, 26.1., 20.03 Radio SRF 1