Es herrschen aussergewöhnliche Zustände, als US-Soldat Tyrone Slothrop auf den britischen Alliierten Pirate Prentice und die holländische Spionin Katje Borgesius trifft. Die Welt liegt in Trümmern am Ende des apokalyptischen Zweiten Weltkriegs. Alle drei sind auf der Suche nach jener Nazi-Superwaffe, die mit bislang ungeahnter Kraft über ganze Kontinente hinwegzuschiessen vermag: die V2-Rakete. Das ungleiche Trio rauft sich zusammen und startet zu einem abenteuerlichen Trip durch ein von Chaos gezeichnetes Europa.
Knapp 15 Stunden dauert dieser Trip für all jene, die sich einlassen auf die neue Hörspiel-Produktion von Südwestrundfunk (SWR) und Deutschlandfunk (DLF). «Die Enden der Parabel» ist die aufwendige Bearbeitung des Romans von Thomas Pynchon. Das 1973 erschienene Buch gilt als einer der bedeutendsten Texte der literarischen Postmoderne: inhaltlich brisant, formal avantgardistisch und für Leser eine Herausforderung. «Pynchon beschreibt alles: die Welt, die Zeit, ihre Verrücktheit, ihren Wahnsinn. Sein Roman zeichnet auf der Folie des historischen Kriegsendes den Menschen in seinem Kampf um den Rest seiner Freiheit und Identität», lautet die Kürzestzusammenfassung von Klaus Buhlert. Der Berliner Regisseur hat den 1200-Seiten-Wälzer mit all seinen verschachtelten Handlungssträngen in zweieinhalbjähriger Arbeit als Hörspiel adaptiert.
«Die Figuren verstossen gegen alle Regeln»
Buhlert ist erprobt, er brachte bereits Homers «Ilias» und den «Ulysses» von James Joyce ins Radio. Doch Pynchons Text habe ihn an Grenzen gebracht. Die gegen 400 Figuren «haben auf jeder Seite permanent und bewusst gegen alle Regeln verstossen, unverschämt schamlos agiert und reagiert. Das fühlte sich manchmal verdammt körperlich an, war ansteckend und im Studio kaum auszuhalten.» Im Studio hat sich der mehrfach ausgezeichnete Hörspielmacher und Komponist deshalb mit gewieften Schauspielprofis wie Franz Pätzold und Bibiana Beglau, Corinna Harfouch oder Manuel Harder umgeben. Die Musik, die dem Geschehen eine akustische Klammer gibt, hat er selbst komponiert.
Apropos Musik: Der heute 82-jährige New Yorker Autor Thomas Pynchon hatte Buhlert exakte Vorgaben gemacht, wo diese Musik eingesetzt, welche Text-Passagen geändert oder gestrichen werden durften. Doch: «Um den Roman akustisch begreifbar zu machen, waren Kürzungen unumgänglich», sagt Buhlert. Pynchon, der seit 1953 nie mehr öffentlich aufgetreten ist, gab erstmals überhaupt seine Einwilligung für eine Adaption. Ermöglicht hat dies SWR-Chefdramaturg Manfred Hess in langen Verhandlungen. Die daraus resultierende Produktion ist nun gleich auf mehreren Kanälen zu hören. Und die Website www.swr2.de/pynchon gibt interessante Hintergrundinformationen.
Hörspiel
Die Enden der Parabel
Hörspielbearbeitung, Musik und Regie: Klaus Buhlert
SWR/DLF 2020
Fr/Sa, 17.4./18.4., 20.03 SWR 2
Sa, 18.4.–Di, 5.5., div. Zeiten DLF
Stream
Sa, 18.4.–So, 26.4., SWR 2-App
Hörbuch
Thomas Pynchon
Die Enden der Parabel
13 CDs, 840 Min.
(Hörbuch Hamburg 2020)
Ab Fr, 24.4.