Humor ist ein todsicheres Geschäft, denn gelacht wird immer. Franz Wolfisberg weiss dies und dominiert als gewiefter Künstleragent die Kleinkunstszene von Zürich bis Hinterpfupfigen. Eines Abends aber hat er selbst ausgelacht und liegt tot in einem Bachbett irgendwo im Aargau. Lange bleibt Wolfisbergs Leiche unentdeckt, derweil seine Comedians, Clowns und Slam Poeten durchs Land tingeln und sich wundern, wo denn ihr Manager geblieben ist.
Grosse Namen aus der SRF-Hörspiel-Familie
Der neue SRF-Radiokrimi «Ausgelacht» spielt in den Garderoben miefiger Provinzbühnen, wo sich allabendlich dieselben Kleinkünstler treffen. Das Geschehen wirkt gerade so wenig überzeichnet, wie es dem Spannungsaufbau dient. «Wir kennen die Kleinkunstszene», sagt Natascha Beller (37), die das Dialekt-Hörspiel mit ihrem Kollegen Patrick Karpiczenko (35) geschrieben hat. «Für die Figuren haben wir uns von realen Künstlern inspirieren lassen.»
Einige davon haben gleich eine Rolle übernommen. Kabarettist Joachim Rittmeyer ist als alternder Clown Bippo zu hören. Ágota Dimén, bekannt aus der SRF-Late-Night-Show «Deville», spricht Franz Wolfisbergs betrogene Geliebte Marisa. Samuel Streiff («Der Bestatter») glänzt als talentloser Comedian Georg Singer, der mit Wolfisberg noch eine Rechnung offen hat. In Nebenrollen sind SRF-Redaktor Andreas Müller-Crepon oder Regisseur Geri Dillier zu hören. Eine Starbesetzung für ein Hörspiel-Debüt. Natascha Beller ist entsprechend begeistert: «Natürlich hatten Patrick und ich Besetzungsideen, die Entscheidung aber lag bei Regisseur Reto Ott.»
Den Sprung in die SRF-Hörspiel-Familie schafften Beller und Karpiczenko per Zufall. «Gabriel Vetter hat uns auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht», erinnert sie sich. «Wir waren gerade in Marokko und haben uns im Hotelzimmer die Geschichte ausgedacht.» Zu ergänzen ist, dass die beiden im Hause SRF nicht unbekannt waren. Als Co-Autoren schreiben sie Fernsehfilme und arbeiten für «Deville».
Rasante Inszenierung mit Retro-Klängen
Ihr erstes Hörspiel kommt als Mischung aus formaler Professionalität und ungestümer Frische daher. Bewährten Krimi-Mustern folgend, schlägt die Handlung überraschende Haken, die Dialoge sind träf und witzig. Und als Erzähler wirkt niemand anders als das Mordopfer. Reto Ott inszeniert «Ausgelacht» rasant und sorgt mit der Musik von Martin Bezzola für einen ironischen Retro-Touch. «Wir hatten auf Martin gehofft», sagt Natascha Beller, ein Fan des Zürcher Komponisten und «Klanggestalters». «Er wird auch die Musik für meinen ersten Kinofilm machen.» Womit Beller, die wie Karpiczenko in Zürich Film studierte, ihr nächstes Projekt erwähnt: Ihr Film «Ü30 – Comedy Of Age» soll dieses Jahr ins Kino kommen. Für weitere Hörspiele bleibe vorerst keine Zeit. «Aber ‹Ausgelacht› wird nicht das letzte gewesen sein», versichert Beller. Wäre auch schade, denn – so viel sei verraten – bei der Überführung des Mörders staunt am meisten dessen Opfer, der tote Erzähler Wolfisberg. Solche Gags machen Lust auf mehr.
Ausgelacht
Von Natascha Beller und Patrick Karpiczenko
Regie: Reto Ott
Mo, 21.1., 14.00 SRF 1