Es war 1991 beim ersten Konzert auf dem besetzten «Wohlgroth»-Areal beim Zürcher Hauptbahnhof. Die damals 19-jährige Dora (Delia Mayer) enttarnte vor allen Leuten ihre Kurzzeitaffäre mit Frank Stutz alias Fränk Meister (Urs Jucker) als Polizeispitzel. Seither arbeitet dieser bei der Verkehrspolizei. Und jetzt, 30 Jahre später, ein Anruf von Dora: «Ich brauche deine Hilfe.» Es geht um ihre alleinerziehende Tochter Vera (Anja Schärer). Kindsvater Alex war bei der Geburt seines Sohnes verschwunden und ist jüngst wieder aufgetaucht. Was spielt er für ein doppeltes Spiel?
Frank findet heraus, dass Alex (Aaron Hitz), wie einst er selber, ein Spitzel ist. Damals wie heute: Überwachung, Polizei, Politik und persönliche Verstrickungen. Die Geschichte wiederholt sich. Die Zeiten haben sich allerdings geändert: Alex steht im Dienst einer privaten Sicherheitsfirma. Er gesteht Frank, dass er genug hat vom Doppelleben, dass er aussteigen will und sich fragt: «Wer bin überhaupt ich?» Dann passiert Schlimmes: Alex, der Antialkoholiker, soll «besoffen von der Kornhausbrücke» in die Limmat gesprungen sein – mit tödlichen Folgen. Frank ermittelt weiter …
Memoiren eines Zürcher Polizisten
Eine konkrete Inspiration hat den Zürcher Hörspiel-Autor Stephan Pörtner (*1965) zum Thema geführt, wie er dem kulturtipp verrät: «Vor ein paar Jahren erschienen die Memoiren eines Zürcher Polizisten, der als Spitzel das Milieu überwacht hat, dem ich selber angehörte. Wenn ich ihn auch nicht bewusst getroffen habe, kannte ich Leute, die viel Zeit mit ihm verbracht hatten.»
Zum persönlichen Bezug kommt ein englisches Buch über Undercover-Polizisten, die mit Frauen aus den Szenen, die sie überwachten, Beziehungen eingegangen sind und Kinder gezeugt haben. «Das Interessante am ganzen ‹Spitzelunwesen› ist, dass wir nur von denen erfahren, die auffliegen», sagt Pörtner. «Wir wissen nicht, wie viele erfolgreiche Spitzel tatsächlich unter uns sind und für wen sie arbeiten.»
Stephan Pörtner hat bislang mehrere Krimis als Romane («Köbi»-Reihe), Theaterstücke und Hörspiele geschrieben. Woher kommt diese Krimi-Vorliebe? Er schreibe eigentlich gar keine typischen Krimis, sagt er: «Ein Verbrechen wird begangen und aufgeklärt. Das hilft mir, meine Geschichten in eine Form zu bringen, bei der ich weiss, wo sie anfangen und wo sie aufhören.» Dazwischen sei er völlig frei, das zu erzählen, was ihn interessiere und wie es ihm Spass mache. Pörtner betont: «Für mich ist mitunter die Sprache wichtiger als der Fall. Ich interpretiere das Genre also ziemlich frei.» Einige Leser fänden, seine Geschichten seien gar keine Krimis, weil sie nicht dem gängigen Muster folgten. – «Andererseits gefallen sie oft Leuten, die sonst keine Krimis lesen.»
Aus der Feder von Stephan Pörtner kommt übrigens als Nächstes ein historischer Roman, «in dem es einen Protagonisten namens Jakob gibt und einige Menschen gewaltsam umkommen».
Spitzeltanz
Von Stephan Pörtner
Regie: Reto Ott
Fr, 5.2., 20.00 Radio SRF 1
Podcast: www.srf.ch/audio/hoerspiel