Hörspiel: Alleingelassen
Päivi Stalder inszeniert das Schicksal der Flüchtlingshelferin Martha Schwartz als beklemmendes Hörspiel auf SRF 1.
Inhalt
Kulturtipp 13/2024
Frank von Niederhäusern
Bis anhin hatte es stets funktioniert. Martha Schwartz, Küchenangestellte in Basel, reiste immer wieder mit einem Tagespass nach Lörrach im Deutschen Reich und verteilte dort Flugblätter gegen die Nazis. Am 6. April 1938 aber wurde sie von der Gestapo verhaftet. Mit zwei Jahren Gefängnis bekam sie eine milde Strafe wegen «Vorbereitung zum Hochverrat». Doch die gesundheitlich angeschlagene Frau verlor in der Haft den Verstand und starb.
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Bis anhin hatte es stets funktioniert. Martha Schwartz, Küchenangestellte in Basel, reiste immer wieder mit einem Tagespass nach Lörrach im Deutschen Reich und verteilte dort Flugblätter gegen die Nazis. Am 6. April 1938 aber wurde sie von der Gestapo verhaftet. Mit zwei Jahren Gefängnis bekam sie eine milde Strafe wegen «Vorbereitung zum Hochverrat». Doch die gesundheitlich angeschlagene Frau verlor in der Haft den Verstand und starb.
Heute erinnert in Basel ein «Stolperstein» an das Schicksal der Kommunistin und Flüchtlingshelferin – dank dem Engagement ihres Urenkels Raju Schwarz. Der in Nepal geborene und von Schwartz’ Enkelin adoptierte Basler Autor hat lange recherchiert und die gefundenen Fakten gebündelt. Mit der Dramaturgin Ursula Werdenberg schrieb er ein Hörspiel, das Päivi Stalder nun inszeniert hat.
Die SRF-Regisseurin hat sich für eine Art Dokufiktion entschieden. Aussagen von Raju Schwarz stellt sie gespielten Szenen mit Sarah Spale («Wilder», «Platzspitzbaby») als Titelheldin entgegen. Martha Schwartz ist bei Vernehmungen und Arztbesuchen zu hören und schliesslich in ihrer Zelle, wo sie beginnt, durchzudrehen. Raju Schwarz liefert den Sachverhalt und kommentiert die unrühmliche Rolle der Schweizer Behörden, welche die Flüchtlingshelferin allein liessen und ihrer Familie jegliche Unterstützung verweigerten.
Päivi Stalder verzichtet auf brutale Höreffekte und setzt stattdessen auf das sanfte Sounddesign von Lukas Fretz und auf die Musik von Fatima Dunn. Die Zürcher Cellistin nimmt die Hörerinnen und Hörer bei der Hand und gewährt ihnen Trost.
1938 – Die Grenzgeherin Martha Schwartz
Von Raju Schwarz und Ursula Werdenberg
Regie: Päivi Stalder
Mo, 10.6., 14.06 SRF 1