Hörspiel: Akustische Wimmelbilder
SRF-Regisseur Reto Ott hat mit «Triptychon eines seltsamen Gefühls» ein dichtes Theaterstück rund um die Liebe fürs Radio bearbeitet.
Inhalt
Kulturtipp 24/2019
Frank von Niederhäusern
Es ist die Adaption einer Adaption. Die Luzerner Autorin Beatrice Fleischlin hatte sich 2012 von Hieronymus Boschs dreiflügeligem Gemälde «Der Garten der Lüste» zu einem Theaterstück inspirieren lassen. Nun ist ihr «Triptychon eines seltsamen Gefühls» zum Hörspiel geworden. «Ich hatte mich damals in diesen unmässigen Text verliebt», erinnert sich Regisseur Reto Ott. «Und ich musste ihn ins Radio bringen.» ...
Es ist die Adaption einer Adaption. Die Luzerner Autorin Beatrice Fleischlin hatte sich 2012 von Hieronymus Boschs dreiflügeligem Gemälde «Der Garten der Lüste» zu einem Theaterstück inspirieren lassen. Nun ist ihr «Triptychon eines seltsamen Gefühls» zum Hörspiel geworden. «Ich hatte mich damals in diesen unmässigen Text verliebt», erinnert sich Regisseur Reto Ott. «Und ich musste ihn ins Radio bringen.» Der langjährige SRF-Hörspielmacher hat dafür keinen Aufwand gescheut: 25 Stimmen und ein dichtes Sounddesign der Französin Amandine Casadamont hat er zu einem akustischen Wimmelbild montiert, das die Zuhörer unterhält, aber auch fordert.
Am besten hört man es mit Kopfhörern und geschlossenen Augen an. Derart vielschichtig sind diese Hörbilder, die «das Unbenennbare» zum Klingen bringen, wie es im Prolog heisst. Die Liebe nämlich, der sich Maler Bosch angenommen hatte. Beatrice Fleischlin setzte dessen Opulenz um, indem sie die Liebe in expliziten Worten auf Lust und Leidenschaft ausdehnte.
Boschs drei Tableaux folgend, findet sich zuerst ein junges Paar, dessen diverse Innenstimmen den multiplen Zauber von Liebe spiegeln. Im Hauptteil wächst das körperliche Begehren, das im orgiastischen Schlussteil ausartet. Allzu zart besaitete Gemüter werden es bis zur Mitte des Mittelteils schaffen. «Wir überschreiten bewusst Grenzen», sagt Ott dazu. Den Vorlagen von Bosch und Fleischlin folgend, solle man beim Zuhören «akustisch, emotional und intellektuell etwas erleben, sich auch ein Stück weit verlieren und – bei aller Überforderung – Spass haben».
Ott arbeitete erstmals mit Sounddesignerin Casadamont zusammen. «Eine Radiofrau durch und durch. Sie sucht akustische Wege an der Schnittstelle von Dokumentation, Hörspiel, Musik und Clubkultur.»
Triptychon eines seltsamen Gefühls
Text: Beatrice Fleischlin
Regie: Reto Ott
So, 17.11., 17.06 Radio SRF 2 Kultur