Einmal nur hat er davon erzählt. Auf einer Bank im Botanischen Garten in Zürich hat der Vater seiner Tochter in einem dreistündigen Redeschwall berichtet, was seiner Familie geschehen ist. Und dass sein Vater Moritz in einem Lager weit im Osten «umgekommen» sei. Die 15-jährige Tochter versteht sofort, dass ihr Grossvater Mitte der 1940er-Jahre ermordet wurde.

Traumatisiert von dieser späten Einsicht in ihre Familiengeschichte, beginnt sie erst als erwachsene Frau, zu recherchieren – und stösst auf dokumentierte Fakten, die sie «erzählen muss». Nadine Olonetzky, Journalistin und Autorin in Zürich, fasst diese Geschichte in einen Bericht über Vergangenes und Vergessenes, das aber niemals verschwinden kann und sich in Varianten wiederholt. Schauspielerin Franziska von Fischer liest das kunstvoll und poetisch verwobene Buch, in dem immer wieder auch verschmitzter Humor aufblitzt – und die vitale Kraft der Hoffnung.

Nadine Olonetzky
Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist Gelesen von Franziska von Fischer
842 Minuten
(Argon 2024)