Nein, untätig war sie nicht während der sechs Jahre seit ihrem letzten Album. «Mir blieb kaum Zeit für neue Songs, gerade weil ich so beschäftigt war», sagt Heidi Happy bei einem Kaffee im Zürcher HB. Und sie betont: «Ich habe diese Blockade akzeptiert, denn sie hat mir tolle Erlebnisse geboten!» Von ihrer Arbeit abgehalten haben sie ihre Kinder Rosa (5) und Lui (8) sowie Tourneen auf grossen Bühnen mit Stephan Eicher und Patent Ochsner. Ihr Partner habe sie dann «rechtzeitig» wieder ins Studio geschickt, schmunzelt die Musikerin.
«Er merkte, dass mir etwas fehlte. Und schon im Zug nach Zürich kamen mir erste Ideen, die noch am selben Tag zu einem Song wuchsen.» Nach Zürich ins Studio reist die Luzernerin, weil dort ihr Schwager Ephrem Lüchinger am Werk ist, ein begnadeter Pianist, Produzent und Klangtüftler. «Er beschert mir kreative Schübe», sagt sie. Bei den Aufnahmen zum neuen Album habe diese Unterstützung besonders animierend gewirkt: «Ich konnte einfach rauslassen, was ich spürte.»
Hörbar wird dies etwa in den vielen Mundartsongs. «Wenn ich Mundart singe, wirkt das befreiend», sagt sie. Diese Befreiung habe sie auch beim Schreiben der neuen Texte gespürt. «Früher vermied ich etwa politische Themen, weil ich nicht wollte, dass man mir Fragen dazu stellt.» Heute singt Heidi Happy über Asylpolitik oder gesunde Ernährung.
«Die Songs melden sich bei mir»
«Nid für ewig» ist bereits früher als Download-Code erschienen. Beim Konzertpublikum habe sie aber den Wunsch nach einer CD gespürt. Dem hat sie jetzt nachgegeben und sie gleich in einer «extended version» herausgegeben. «Nun sind auch das Duett mit Stephan Eicher drauf, meine beiden Songs zur TV-Serie ‹Wilder› und eine Liveversion von ‹Alles wird besser›».
Immer besser und vielfältiger wird auch die Musik der Autodidaktin Heidi Happy, die schon als Kind Priska Zemp Klavier und Cello spielte, im Kinderchor sang und im Orchester spielte. Heute schreibt sie nebst ihren Songs Soundtracks für Spielund Dokumentarfilme sowie TV-Jingles. Auf «Nid für ewig» reihen sich traurige Balladen an lüpfige Sommersongs, pumpende Electropop- oder melodiöse Folksongs, gesungen in Mundart und auf Hochdeutsch, Englisch und Französisch.
Gefragt nach dieser Vielfalt, zuckt Heidi Happy mit den Schultern: «Die Songs melden sich mit einer Textzeile oder einer Melodie. Der Rest ergibt sich.» Heidi Happy nimmt den letzten Schluck aus ihrer Tasse und strahlt. Auf die Frage, ob sie happy sei, kommt die Antwort prompt: «Ja, ich habe ein sehr schönes, erfülltes Leben.
Heidi Happy
Nid für ewig (Silent Mode 2023)
Konzerte
Sa, 21.10., 22.00
Casino Theater Burgdorf BE
Mo, 6.11., 20.00
Kulturdeck Langnau BE
Fr, 10.11., 20.00 Heitere Fahne Bern
Tourneedaten: www.heidihappy.ch
Heidi Happys Kulturtipps
Buch
Chrigu Blum: Der Fassadentourist und der gestohlene Bühnenboden (chrigublum.ch 2023)
«Chrigu Blum war als Lichtingenieur auf Welttournee mit der Basler Band Zeal & Ardor und hat dabei Geschichten und Bühnenbodenabdrücke gesammelt. Nun erzählt er davon: poetisch und unterhaltsam.»
Film
Nikola Ilic und Corina Schwingruber Ilic: Dida
«Eine sehr berührende und persönliche Dokumentation, zu der ich die Musik machen durfte. Das Filmerpaar porträtiert Nikolas’ lernbehinderte Mutter, für deren Pflege er regelmässig nach Serbien reist.»
www.playsuisse.ch
Ausstellung
Gletschergarten Luzern: Transcending the Garden
«Inspiriert von den Farben und Formen des Gletschergartens und der hiesigen Flora und Fauna, haucht der Luzerner Origami-Künstler Sipho Mabona dem SandsteinPavillon neues Leben ein.»